[50.]

[122] Wollust durch eynfalt manchen feltt

Manchen sie ouch am flug behelt

Vil hant jr end dar jnn erwelt


50. Von wollust

Von wollust

Wollust der welt / die glychet sich

Eym üppigen wib / die offentlich

Sitzt vff der straß vnd schrygt sich vß

Das yederman kum jnn jr huß

Vnd syn gemeynschafft mit jr teil /

Dann sie vmb wenig gelt sy feil

Bittend / das man sich mit jr üb

Inn boßheyt / vnd in falscher lieb[123]

Als gont die narren jnn jr schosß

Glich wie zům schynder got der ochß

Oder eyn einfalt schäflin geyl /

Das nit verstat / das es jnns seyl

Gefallen ist / vnd jnn die streng

Biß jm der pfyl syn hertz durch dreng

Gedenck narr / das es gylt din sel

Vnd du dyeff fallest jnn die hell

Wann du mit jr vermeynschaffst dich

Wer wollust flüht / der würt dort rich

Nit sůch zitlich wollust vnd freüd

Als Sardanapalus der heyd

Der meynt man solt hye leben wol /

Mit wollust / freüd / vnd füllen voll

Es wer keyn wollust noch dem todt /

Das was eyns rechten narren rott

Das er sůcht so zergenglich freüd /

Doch hat er wor jm selbs geseydt

Wer sich mit wollust vberlad /

Der koufft kleyn freüd / mit schmertz v schad

Keyn zitlich wollust würt so süsß

Do von nit gall zů letst vß flyeß

Der gantzen welt wollustikeyt

Endt sich zů letst / mitt bitterkeyt

Wie wol der meyster Epycurus

Das höhst gůt setzet jnn wollust


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 122-124.
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