[65.]

[160] Vil abergloub man yetz erdicht

Was kunfftig man an sternen sycht

Eyn yeder narr sich dar vff rycht


65. vo achtung des gstirns

vō achtung des gstirns

Der ist eyn narr der me verheißt

Dann er jn sym vermögen weisßt

Oder dann er zů tůn hat můt

Verheissen ist den ärtzten gůt

Aber eyn narr verheisßt eyn tag

Me dann all welt geleysten mag /

Vff kunfftig ding man yetz vast lendt

Was das gestyrn vnd firmament[161]

Vnd der planeten louff vns sag

Oder gott jnn sym rott anschlag

Vnd meynent das man wissen söll

Alls das got mit vns würcken wöll

Als ob das gstirn eyn notturfft bring

Vnd jm noch müsten gan all ding

Vnd gott nit herr vnd meyster wer

Der eyns lycht macht / das ander swär

Vnd laßt das vil Saturnus kyndt

Dannacht gerecht / frumm / heylig synd

Dar gegen Sunn / vnd Jupiter

Hant kyndt die nit syndt boßheyt lär

Eym kristen menschen nit zů stat

Das er mit heyden künst vmb gat

Vnd merck vff der planeten louff

Ob dyser tag sy gůt zům kouff /

Zů buwen / krieg / machung der ee /

Zů früntschafft / vnd des glychen me

All vnser wort / werck / tůn vnd lon

Vß gott / jnn gott / alleyn sol gon

Dar vmb gloubt der nit recht jnn got /

Der vff das gstirn sollch glouben hat

Das eyn stund / monet / tag vnd jor

So glücklich sy / das man dar vor

Vnd nach / sol grosßs anfohen nüt

Wann es nit gschicht die selbe zyt

Das es dann nym geschehen mag

Dann es sy eyn verworffen tag /

Vnd wer nit ettwas nuwes hat

Vnd vmb das nuw jor syngen gat /

Vnd gryen tann riß steckt jn syn huß

Der meynt er leb das jor nit vß

Als die Egyptier hieltten vor /

Des glichen zů dem nuwen jor

Wem man nit ettwas schencken důt

Der meynt das gantz jor werd nit gůt /

Vnd des glych vngloub allerley

Mit worsagen / vnd vogelgschrey[162]

Mitt caracter / sägen / treümerbůch /

Vnd das man by dem monschyn sůch

Oder der schwartzen kunst noch stell

Nüt ist das man nit wissen well

So yeder schwür / es fällt jm nit /

So fält es vmb cyn burenschritt

Nitt das der sternen louff alleyn

Sie sagen / jo eyn yedes kleyn

Vnd aller mynst jm flyegen hirn

Will man yetz sagen vsß dem gestirn

Vnd was man reden / rotten werd /

Wie der werd glück han / was geberd /

Was willen / zůfall der kranckheit

Fräuelich man vß dem gstirn yetz seit /

Inn narrheyt ist all welt ertoubt

Eym yeden narren man yetz gloubt /

Vil practick vnd wissagend kunst

Gatt yetz vast vß der drucker gunst /

Die drucken alles das man bringt

Was man von schanden sagt vnd singt

Das gott nůn als on straf do hyn

Die weltt die will betrogen syn /

Wann man solch kunst yetz trib vnd lert

Vnd das nit jnn vil boßheyt kert

Oder das sunst brächt schad der sel /

Als Moyses kund vnd Daniel /

So wer es nit eyn böse kunst

Jo wer sie würdig růms vnd gunst /

Aber man wissagt mir / das vieh sterb

Oder wie / korn vnd wyn verderb

Oder wann es schnyg oder reg

Wann es schön sy / der wynt weg

Buren fragen noch solcher gschryfft

Dann es jn zů gewynn antrifft

Das sie korn / hyndersich vnd wyn

Haltten / biß es werd dürer syn /

Do Abraham laß solche bůch

Vnd jnn Chaldea sternen sůcht[163]

Was er der gsieht vnd trostes an

Die jm gott sandt jnn Chanaan /

Dann es ist eyn lychtferikeyt

Wo man von solchen dingen seitt

Als ob man gott wolt zwingen mitt

Das es můst syn / vnd anders nitt

Gotts lieb verloschen ist vnd gunst

Des sůcht man yetz des tüfels kunst

Do Saul der kunig was verlan

Von gott / rüfft er den tüfel an


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 160-164.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
Das Narrenschiff:

Buchempfehlung

Platen, August von

Gedichte. Ausgabe 1834

Gedichte. Ausgabe 1834

Die letzte zu Lebzeiten des Autors, der 1835 starb, erschienene Lyriksammlung.

242 Seiten, 12.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon