[82.]

[211] Ich hett vergessen nach jnn myr

Das ich nit noch eyn schyff jnfür

Do ich der buren narrheyt rür


82. von burschem vffgang

von burschem vffgang

Die buren eynfalt ettwann woren

Nüwlich jnn kurtz vergangenen joren

Gerechtikeyt was by den buren

Do sie floch vß den stett vnd muren

Woltt sie jnn ströwen hüttlin syn

Ee dann die buren druncken wyn

Den sie ouch yetz wol mögen tulden

Sie stecken sich jnn grosse schulden[212]

Wie wol jn korn / vnd wyn gilt vil

Nämen sie doch vff borg vnd zyl

Vnd went bezalen nit by ziten

Man můß sie bannen vnd verlüten

In schmeckt der zwilch nit wol / als ee

Die buren went keyn gyppen me

Es můß sin lündsch / vnd mechelsch kleit

Vnd gantz zerhacket / vnd gespreit

Mit aller varb wild / über wild

Vnd vff dem ermel eyn gouchs byld

Das statt volck yetz von buren lert

Wie es jnn boßheit werd gemert

All bschysß yetz von den buren kunt

All tag hant sie eyn nuwen funt

Keyn eynfalt ist me jnn der welt

Die buren stecken gantz voll gelt

Korn vnd wyn halttens hynder sich

Vnd anders / das sie werden rich

Vnd machen selber jnn eyn dür

Biß das der tunder kumbt mit für

So würt verbrent dann korn / v schür

Des glich by vnsern zytten ouch

Ist vff gestanden mancher gouch

Der vor eyn burger / kouffman was /

Will edel syn / vnd ritter gnaß

Der edelman gert syn eyn fry

Der Groff / das er gefürstet sy

Der fürst die kron des künigs gert

Vil werden ritter / die keyn schwert

Dünt bruchen für gerechtikeyt

Die buren tragen syden kleit

Vnd gulden ketten an dem lib

Es kunt da har eyns burgers wib

Vil stöltzer dann eyn gräfin důt

Wo yetz gelt ist / do ist hochmůt

Was eyn ganß von der andern sycht

Dar vff on vnderloß sie dicht

Das můß man han / es důt sunst we[213]

Der Adel hat keyn vorteyl me

Man findt eyns hantwercks mannes wib

Die bessers wert dreit an dem lib

Von röck / ryng / mäntel / borten schmal

Dan si jm huß hat überall

Do mit verdyrbt manch byderman

Der mit sym wib můß bättlen gan

Im wynter drincken vß eym krůg

Das er sym wib mög thůn genůg

Wann sy hüt hatt alls das sy gelangt

Gar bald es vor dem koüffler hangt

Wer frowen glust will hengen noch

Den frürt gar dick / so er spricht schoch

Inn allen landen ist groß schand

Keynen benügt me / mit sym stand

Nyemans denckt wer syn vorderen worē

Des ist die welt yetz gantz voll doren

Das ich das worlich sagen magk

Der dry spitz / der můß jnn den sack


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 211-214.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
Das Narrenschiff:

Buchempfehlung

Jean Paul

Die wunderbare Gesellschaft in der Neujahrsnacht / Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz. Zwei Erzählungen

Die wunderbare Gesellschaft in der Neujahrsnacht / Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz. Zwei Erzählungen

Zwei satirische Erzählungen über menschliche Schwächen.

76 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon