[83.]

[214] Dis narren freüwt nüt jnn der welt

Es sy dann / das es schmeck noch gelt

Sie ghören ouch jnns narren fellt


83. von verachtung armut

von verachtung armut

Gelt narren sint ouch über al

So vil das man nit findt jr zal

Die lieber haben geltt dann ere

Noch armůt frogt yetz nyeman mer

Gar kum vff erd yetz kumen vß

Die tugend hant / sunst nüt jm huß

Man důt wißheit keyn ere me an

Erberkeyt můß verr hynden stan[215]

Vnd kumbt gar kum vff grünen zwig

Man wil yetz das man jr geschwig

Vnd wer vff richtům flysset sich

Der lůgt ouch / das er bald werd rich

Vnd acht keyn sünd / mort / wůcher / schād

Des glich verretery der land

Das yetz gemeyn ist jnn der welt

All boßheit / fyndt man yetz vmb gelt

Gerehtikeit / vmb gelt ist feyl

Durch gelt kem mancher an eyn seyl

Wann er mit gelt sich nit abkoufft

Vmb gelt vil sünd blibt vngestrofft

Vnd sag dir tütsch wie ich das meyn

Man henckt die kleynen dieb alleyn /

Eyn bräm nit jn dem spynnwep kläbt

Die kleynen mücklin es behebt

Achab ließ nit benügen sich

Mit synem gantzen künig rich

Er wolt ouch Nabuhts garten han

Des starb on recht der arm frumm man

Alleyn der arm můß jnn den sack

Was gelt gytt / das hat gůten gschmack

Armůt die yetz ist gantz vnwerdt

Was ettwan liep / vnd hoch vff erd

Vnd was genem der gulden welt

Do was nyemans der achtet gelt

Oder der ettwas hatt alleyn

All ding die woren do gemeyn

Vnd ließ man des benügen sich

Was on arbeyt das erterich

Vnd die natur on sorgen trůg /

Noch dem man bruchen wart den pflůg

Do fing man an / ouch gyttig syn

Do stund ouch vff / wer myn das din /

All tugend worent noch vff erd /

Do man nüt dann zymlichs begerdt /

Armůt die ist eyn gob von gott

Wie wol sie yetz ist der welt spott[216]

Das schafft alleyn das nyeman ist

Der gdenck / das armůt nüt gebrüst

Vnd das der nüt verlieren magk

Der vor nüt hat jn synem sack

Vnd das der lycht mag schwymmē wytt

Wer nacket ist / vnd an hat nüt

Eyn armer syngt fry durch den walt

Dem armen seltten üt entpfalt

Die fryheit hat eyn armer man

Das man jn doch loßt bättlen gan

Ob man jn schon sicht übel an /

Vnd ob man jm joch gar nüt gytt

So hat er doch dest mynder nitt

By armůt fand man bessern ratt

Dann richtům ye gegeben hat

Das wiset Quintus Curius

Vnd der berümbt Fabricius /

Der nit wolt haben gůt noch gelt

Sunder ere / tugent / er erwelt /

Armůt hett geben fundament

Vnd anfang allem regyment

Armůt hat gbuwen alle stett

All kunst Armůt erfunden hett

Alls übels Armůt ist wol on

All ere vß Armůt mag erston

By allen völckern vff der erd

Ist armůt / langzyt gwesen werdt

Vor vß die Kriechen / dar durch hand

Vil stett bezwungen / lüt / vnd land

Aristides was arm / gerecht

Epamynūdas streng / vnd schlecht

Homerus was arm vnd gelert

Inn wißheit Socrates geert

Phocyon jnn mylt übertrifft

Das lob hat armůt jnn der gschrifft

Das nüt vff erd ye wart so groß

Das nit von erst vß armůt floß

Das Römsch rich / vnd sin hoher nam[217]

Anfänglich vß armůt har kam

Dann wer merckt / vnd gedenckt do by

Das Rom von hyrten gbuwen sy

Von armen buren lang regiert

Dar noch durch richtům gantz verfürt /

Der mag wol mercken das armůt

Rom baß hat gthon / dann grosses gůt /

Wer Cresus arm / vnd wis gesyn

Er hett behalten wol das syn

Do man frogt Solon vmb bescheit

Ob er het rechte sällikeyt

Dann er was mähtig / rich / vnd werd /

Sprach Solon man solt hie vff erd

Keyn heyssen sellig vor sym todt

Man weißt nit was her noher gat

Wer meynt das er vest stand noch hüt

Der weißt doch nit / die kunfftig zyt

Der her sprach / üch sy we vnd leydt

Ir richen / hant hie üwer freüd

Ergetzlicheit jnn üwerm gůt

Sellig der arm / mit fryem můt /

Wer samlet gůt / durch liegens krafft

Der ist vnnütz / vnd gantz zaghafft

Vnd macht sich veisßt / mit sym vnglück

Das er erwürg an todes strick

Wer eynem armen vnrecht důt

Vnd do mit huffen will sin gůt

Der fyndt eyn richern dem er gibt

Syn gůt / so er jnn armůt blibt

Nit richt dyn ougen vff das gůt

Das allzyt von dir fliehen důt

Da es glich wie der Adler gwynnt /

Fädern / vnd flügt bald durch den wynt /

Wer gůt vff erden rich hye syn

Christus wer nit der ärmst gsyn /

Wer spricht das jm sunst nüt gebrest

Dann das on pfenning sy sin täsch

Der selb ist aller wißheit on[218]

Im gbrüst me dann er sagen kan

Vnd vor vß das er nit erkennt

Das er sy ärmer dann er wänt


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 214-219.
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