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Tragkeit fyndt man jn allen gschlechten
Vor vß jnn dienst mägten / vnd knechten
Den kan man nit genůgsam lonen
Sie künnen doch jr selbst wol schonen
Keyn besser narr jn aller sach
Ist / dann der allzyt kan thůn gmach
Vnd ist so träg / das jm verbrennt
Syn schyenbeyn / ee er sich verwennt
Wie rouch den ougen ist nit gůt
Was essich ouch den zenen důt
Des glich der träg / vnd ful důt schyn
Dänen / die hant gesendet jn /[254]
Eyn träger mensch ist nyemans nutz
Dann das er sie eyn wynterbutz
Vnd das man jn loß schloffen gnůg
Sytzen bym ofen ist syn fůg /
Sellig der werckt mit synem karst
Wer müssig gat / der ist der narrst
Die müssig gänden / strofft der her
Vnd gibt der arbeyt lon / vnd ere /
Der böß vyndt / nymbt der tragkeyt war
Vnd sägt gar bald syn somen dar /
Tragkeit eyn vrsach aller sünd
Macht murmelen Israhel die kynd
Dauid dett eebruch / vnd dottschlag
Dar vmb das er träg / müssig lag /
Das Carthago was gantz vmbkert
Dar vmb wart Rom ouch gātz zerstört
Eyn grössern schaden Rom entpfing
An dem das Carthago vnderging
Dann sie von stritt entpfing dar vor
Von jr / hundert vnd sehtzechen jor /
Der träg / der nit gern gat her für
Der spricht / der löw stat vor der thür
Der dorecht hundt jn heym behalt
Fulkeyt erdenckt eyn wörwort baldt
Fulkeyt sich wider went / vnd für
Glich wie der angel an der thür
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
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