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[214] Porporino, Valeria.
PORPORINO. Deine Fräulein sollen in die Stube der beiden flandrischen Musikanten kommen, ihre Tante erwartet sie dort.
VALERIA. Flandrische Musikanten sind die Pilger? Haben sie schon Musik gemacht?
PORPORINO. Noch nicht bis jetzt, denn dem einen ist eine Seite zerrissen, und der andre ist verstimmt.
VALERIA. Ihr werdet sie bald geheilt haben, Herr Doktor.
PORPORINO. Geheilt? Ach Kind! ich habe, was ihnen fehlt, und kann es ihnen doch nicht geben – ich habe das Herz in der Seite zerrissen, und bin verstimmt.
VALERIA. Kommt her, ich will Euch heilen, Herr Doktor; seht mir in die Augen!
PORPORINO umfaßt sie. Deine Augen sind Flammen und christlich. Läßt sie los. Alles andere an dir magst du von neuem[214] taufen lassen. Sie haben deine Augen allein getauft, als sie dich Flammetta nannten.
VALERIA. Ja, ich weinte bei der Taufe – und Ihr errötetet, denn Eure Wangen sind auch allein getauft, als man Euch Porporino nannte.
PORPORINO. O, welche Artigkeit liegt in dir begraben, du schwarzer Sarg!
VALERIO. Kommt, laßt Euch die christlichen Wangen küssen.
PORPORINO. Ich gäbe vieles drum, könnte ich dich schamrot machen, schwarzer Engel.
VALERIA küßt ihn.
PORPORINO. Du heilst mich nicht, mein Heil ist in Sevilla! Ach, Mädchen, deine Augen hast du doch gestohlen, ihr gestohlen. Die Raben sollen stehlen, was glänzt.
VALERIA. Glänzt Euer Herz?
PORPORINO. Nein, es ist schwarz, es trauert.
VALERIA. So ist es umgekehrt – Ihr stehlt mir sicher meine Augen noch mit diesem Herzen.
PORPORINO. Deine gestohlnen Augen stehle ich dir, und bringe sie Valerien zurück, die du blind gemacht hast;
VALERIA. Wer ist dann diese Valeria?
PORPORINO. Das weiß der Himmel, denn sie ist der Himmel selbst, und ich will selig sterben – drum gehe!
VALERIA. Ich hindre Euch doch nicht an der Seligkeit?
PORPORINO. Deine Augen sind Basilisken, Mädchen; ich müßte ein Verbrecher werden, um vor ihnen zu sterben. Valeria ab.
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Ponce de Leon
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