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[75] Kehret Gedanken doch heimwärts, eilet den Tempel zu ordnen,
Schafft mir im Herzen Gebet, eh' es in Sehnsucht mir bricht,
Drei sind ihrer, der Teuern, die weit in der Fremde mir weilen;
Zwei dem Tode geweiht grüße noch einmal mein Blick,
Daß ich friedlich entsage, dem was die Fremde begehrt.
Dann umfasse mich Leben, – denn eine noch weilet, – ich fühle,
Daß sie das einzige ist: Leben und Liebe und Zukunft. –
Wie mir's im Herzen, – das hat ihr der Gott in den Busen geschrieben,[75]
Wie in der Seele es mir, schrieb ihr der Gott in das Aug'. –
Schweigend spricht sie das Wort, was meine Lippe nicht redet;
Flieh' ich so ist sie die Flucht; ruh' ich so ruht sie in mir.
Suchst Du sie? – dort in den Schatten des Waldes wo sich das Dunkel
Tiefer Begeisterung löst, stiller der Himmel sich senkt,
Wo an der liebenden Brust, dem Gestade des brausenden Lebens,
Des unendlichen Meeres Woge melodisch sich bricht.
Dort weilt sie, dichtet fromm, was Ihr Geister sie lehret,
Begierig Geheimnis zu fassen,
Und Euch Ihr Götter in mir, schuf nur des Kindes Gebet.
Trösterin! – Freundliche! – Dein Seherauge entsiegelt dem Tode
Der Dich als Leben umgiebt, selbst den geschlossenen Blick. –
Alles Bettine! dem liebend Dein schaffender Geist sich genährt,
Was Deine segnende Hand, was Dein Gedanke berührt,
Blühet schöner ein Freiheit verklärendes Leben.
Bilde in mir Deine Welt, Du die den Zweifel nicht kennt,
Die aus dem Busen mir zog den vergifteten Pfeil.
Alles was der Genius zu bilden mich drängt,
Bilde ich Schwacher es nicht, weilt schon gestaltet in Dir.
Schützend will ich Dir folgen, Du Leben, das, wo ich zage mich schützt;
Das, wo ich welke erblüht, gern mir die Jugend ersetzt.
Verwechselt im Herzen, schreitest Du kühn auf tobender Woge
Die aufbraust in mir und sänftigst sie, daß sie heller melodischer klingt.
In Dir weile ich flammend, Du giebst die lindernden Öle
Und so sühnt sich in Dir, opfernd den Göttern, der Sturm.
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