O Tannebaum! o Tannebaum!
Du bist mir ein edler Zweig,
So treu bist du, man glaubt es kaum,
Grünst sommers und winters gleich.
Mädchen
Wenn andere Bäume schneeweiß sein
Und traurig um sich sehen,
Sieht man den Tannebaum allein
Ganz grün im Walde stehen.
Chor
O Tannebaum! o Tannebaum! usw.
Mädchen
Mein Schätzel ist kein Tannebaum,
Ist auch kein edler Zweig,
Ich war ihm treu, man glaubt es kaum,
Doch blieb er mir nicht gleich.
Chor
O Tannebaum! o Tannebaum! usw.
Mädchen
Er sah die andern schneeweiß sein
Und schimmernd um sich sehn,
Und mochte nicht mehr grün allein
Bei mir im Walde stehn.
Chor
O Tannebaum! o Tannebaum! usw.
[85] Mädchen
Der andern Bäume dürres Reis
Schlägt grün im Frühling aus,
Pocht er sein Röckchen, bleibt's doch weiß,
Schlägt nie das Grün heraus.
Chor
O Tannebaum! o Tannebaum! usw.
Mädchen
Oft hab' ich bei mir selbst gedacht,
Er kömmt noch einst nach Haus,
Spricht: Hab' mir selbst was weiß gemacht,
Poch' mir mein Röcklein aus.
Chor
O Tannebaum! o Tannebaum! usw.
Mädchen
Und klopft' ich ihn auch poch, poch, poch,
So fliegt nur Staub heraus;
Das schöne treue Grün kommt doch
Nun nimmermehr heraus.
Chor
O Tannebaum! o Tannebaum! usw.
Mädchen
Drum als er mich letzt angelacht,
Ich ihm zur Antwort gab:
Hast dir und mir was weiß gemacht,
Dein Röcklein färbet ab.
[86] Chor
O Tannebaum! o Tannebaum! usw.
Mädchen
O Tannebaum! o Tannebaum!
Wie traurig ist dein Zweig.
Du bist mir wie ein stiller Traum,
Und mein Gedanken gleich.
Chor
O Tannebaum! o Tannebaum! usw.
Mädchen
Du sahst so gar ernsthaftig zu,
Als er mir Treu versprach,
Sprich, sag mir doch, was denkest du,
Daß er mir Treue brach.
Chor
O Tannebaum! o Tannebaum! usw.
Ausgewählte Ausgaben von
Ausgewählte Gedichte
|
Buchempfehlung
»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.
90 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro