[Wenn die Sonne weggegangen]

[119] Wenn die Sonne weggegangen,

Kömmt die Dunkelheit heran,

Abendrot hat goldne Wangen,

Und die Nacht hat Trauer an.[119]


Seit die Liebe weggegangen,

Bin ich nun ein Mohrenkind,

Und die roten, frohen Wangen,

Dunkel und verloren sind.


Dunkelheit muß tief verschweigen,

Alles Wehe, alle Lust,

Aber Mond und Sterne zeigen,

Was ihr wohnet in der Brust.


Wenn die Lippen dir verschweigen

Meines Herzens stille Glut,

Müssen Blick und Tränen zeigen,

Wie die Liebe nimmer ruht.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 119-120.
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