Sonett dem 23. August 1815 geweiht

[322] Seh' täglich ich mit seltnen Herzensgaben

Und mit der reichsten Fülle der Empfindung

So hohe Geistesklarheit in Verbindung,

An Ihrem Umgang Geist und Herz zu laben,[322]

Nach Leiden, die oft schwer gedrückt Sie haben,

Noch Ihre männlich starke Überwindung,

Erhabner Seelen einzig echte Kündung,

Nur in dem eignen Busen still vergraben:

Ha! wie vermöcht' ich länger noch zu weilen,

Um Ihr Bewunderung, Ehrfurcht auszudrücken?

Es sei der Edlen drum, die diese Zeilen

Geheim nur nennen, laut mein Lob gesungen!

Ein Freudenkranz, von Freundschaft, Lieb' geschlungen,

Lang müss' er frisch noch Ihre Schläfe schmücken!


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 322-323.
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