Der Allzudeutliche

[194] Er ist der juristische Codex des Familienarchivs, und läßt in seinen Urteilen das Ur und Ur Ur noch stark hören. Er steht wie eine Eule geneckt unter den vielen leichten Vögeln.

Er trägt die Jurisprudenz wie Atlas die Welt auf seinem Nacken, und hat das Schöne und Wahre in das Chaos versinken lassen, als er diese Welt auf seinen Nacken packte.

Sein Kopf ist gedrückt, sein Leben gebückt, doch schlägt sein Herz edel und frei, denn da liegt ein liebevolles Naturrecht drinne, das dem Ballen positiven Rechts, in dem sein Kopf wie ein Türk im Turban (meine Türkin auszunehmen) bis über die Augen steckt, die Spitze bietet.

Übrigens ist es ihm gar nicht türkisch zu Mute, denn er liebt den Wein, wie jene die Weiber, das heißt öffentlich, und die Weiber, wie jene den Wein, das heißt heimlich.

Er ist ein sonderbares Wesen, ganz für sich und in sich, und selten in den andern, die er doch alle liebt, die ihm alle nichts geben, und denen er gerne giebt, wenn er hat. –

Jetzt komme ich an den

Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 2, München [1963–1968], S. 194.
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