Midden inne Nacht

[285] Still un eensam alle Welt –

allens liggt un slöppt

in dat Dörp un up dat Feld,

bet de Dag se röppt.


Nicks rögt sick. In wide Firn

man een Köterblaff,

man dor baben schütt een Stirn

up üns' Kirchdack raf.


Mand un Stirn un Stirn un Mand

de lücht' man so blank

vun de Sünn, bi de se stahn –

seggt üns' Köster Pank.


Man üns' oll lütt Paster seggt:

Dat's Gott's Angesicht!

Pasting, glöw ick, de hett recht,

un de Köster lüggt.


Ünner't Krüz un in dat Graff

dor de lange Reeg

slap' un weet' vun nicks nich af,

un de stürt keen Fleeg.


De heww't œwerstahn un ligg'

in ehr Lakens still;

kem dor wedder een vun trügg,

denn wir't Kinnerspill.
[285]

An den Turn dor inne Mür,

wu se't Galmlock hett,

glœst dat as sonn spökig Für

in een olmig Brett.


Wat mi gräst, un wat mi grust,

un wu still dat sitt!

Wenn dat wir 'ne Ul, de must,

röp se woll: Kumm mit!


Mankedörch – Herr Jes', un denn

wu verfihrt dat een'n!

Knackt un ruschelt dat, as wenn

sacht üns nahslickt wen;


dat een nah sin Handstock fohrt

un meent wunner wat –

un is doch man sonn oll Moord,

sonn oll Ilk un Katt.


Bumm! dor sleiht de Klock all een;

de oll Stunn is ründ,

de keen Minsch nich mag, un keen

is mit ehr got Fründ.


Dat's narrsch, wat'n sick licht verfihrt

denn un gor nicks trugt

un grad as sonn dœsig Pird

vör'n Steen sick schugt.


Dat's de Gäbel, dor's de Dör,

baben dor slöppt Gret;

man de isern Schott is vör,

süs, wen weet – wen weet?


Süs – wen weet, wat denn ick ded,

mi is as een'n Deef;[286]

dat's man üm dat Nahgeräd,

süs wüß'ck, wu'k nu blew.


Süs, je süs – ick weet woll Rat,

wu ick rinner kam;

wenn ick forsch de Dör anfat,

breckt se sacht tosam.


Mör is s' as oll Dannenbork,

un ehr Hasp is slicht –

man Gretmoder is sonn Lork

un makt sonn Geschricht.


Denn wahnt ok de oll Mattinsch

gegenœwer schrat;

dat oll Minsch is grausam fünsch,

un de hett sonn Prat.


Wu de dat to weeten kreg,

dat is gor keen Frag,

dat heel Dörp tohopen schreg

se in keen twee Dag.


Wat! 'n lütt bäten Schawernack

dat wir nich verlöwt?

Dat bringt man Mattinsch in'n Snack,

wat an Spök se glöwt.


An de Ollsch ehr Finster stig'ck,

nähm den Drumm as Tritt,

klopp sacht mit de Knörr un schrig

as 'ne Ul: Kumm mit!
[287]

In den Katen, achterut,

bi den Schult sin Schün

schint as Licht dat dörche Rut –

schüllt de up all sin?


Hisch! dat hürt sick an, mi dücht,

in de Dönsk schreg dat;

ob dor wen in Starwen liggt,

ob dor jung wat wad?


Krükrekrü! dor kreiht de Hahn

up sin Wim in'n Stall.

Süh mal, Musche Kunkeldan,

büst du munter all?


Krükrü! Wat bedüdt dat? kreiht

he, krükerekrü!

Na, wat dat bedüden deit,

hür wi morrn früh.


Ob dor wedder würr wat lütt,

ob dor liggt wen dot,

Wähldag', de koppheister schütt,

Elenn, Humpelpot –


ror di nich din Ogen blind!

Lach di nich to stark!

Ständig, wu 'ne Weeg noch stünn,

Dor steiht ok'n Sark.


De oll Stacker, dat lütt Gör,

Junker un Kossat,

rik, arm, dumm, klok – all een Dör,

all de sülwig Strat.
[288]

All glik got un all glik slicht.

An din eegen Snut

Fat di! Wen sin Krüz is licht?

Heiland Dod, nimm du't!


Quelle:
John Brinckman: Vagel Grip. Rostock 1976, S. 285-289.
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