Scholmeister Bors

[302] Scholmeister Bors – je de was echt,

un de verstünn to backsen,

un ümmer hett sin Sprüch he seggt,

wull he üns af eens jacksen.
[302]

Eens set bi't sœwt Gebot ick wiß

un künn nich rut mi trecken:

»Je«, röp he dunn, »all wat nich is,

dor kann'n ok nicks vun seggen.


Na kumm eens rut dor ut din Bänk,

wat helpt all dat Besinnen!

Denn wat een nich verlüst, dat, denk

ick, kann een ok nich finnen!«


Sin Fust was knakendrög un swer;

irst hett se af mi knuffelt,

backst linksch un rechtsch mi nahst un sär:

»Süh, œwer Krüz höllt duwwelt!«


Ick snöw un speg; man he höll fast,

grad as mit isern Klannern,

un röp dorto: »Sonn Amt, sonn Last –

een Düwel 's œwer'n annern!


Wen alltoneg an'n Graben führt,

is oft all rinner schaten –

un wen de Koh to eegen hürt,

möt s' ok an'n Swanz anfaten!


Man nich so ängstlich, dreig di ründ,

dat geiht di nich an't Läben;

süh, Murrjan was'n steenolt Hund

un müß sick doch noch gäben.


Sonn Pott, sonn Stülp, sonn Bom, sonn Block,

sonn Wor, min Sœhn, sonn Drüttel!

Dat Hemd is neger as de Rock –

nu treck eens af din'n Kittel!«


Un as ick dunn verspräken der,

wat ick nu bätern wull mi,[303]

dor langt he flink den Tagel her

un slög för blind un dull mi.


»Süh, Wür, min Sœhn, de sünd nich dür,

dat künn mi doch belur'n;

verspräken don de Edellür,

man hollen don de Bur'n


Ick bölkt luddhals. Dunn schreg he: »Jung,

schri drist to, du schast blarren!

Unglück hadd stets 'ne scharpe Tung,

un de peddt Pogg' de quarren.


So heet, as ick di dat upfüll,

brukst du't jo nich to äten;

wenn sick din Tung verbrennen schüll,

möst du di't sülst bimäten!«


»Min Puckel«, schreg'ck, »möt gäl un grön,

min leew Herr Bors, all wäsen!«

Dunn säd he: »Unwennt Arbeit, Sœhn,

dat's ümmer so, bringt Quesen.


Süh, Moltsprit hürt to Suerkohl,

sonn Sœg, min Sœhn, sonn Farken –

ful Lüd kam' uppen güllen Stohl,

dat warst nu sacht di marken!«


Quelle:
John Brinckman: Vagel Grip. Rostock 1976, S. 302-304.
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