[370] Dat was inne Aust, dor frög he ehr,
wat se sin Brut sin möcht,
dunn tröck s' ehr Münd to 'ne Pünt un sär:
»Du wirst mi grad de recht!
Du hest nich Hus, un du hest nich Hoff,
un du sühst nah nicks nich ut –
din Hoor is so gäl un din Fust so groff,
sök di man 'ne anner Brut!«
[370]
»Min Fust de's groff, un min Hoor dat's gäl,
un as ick bün, so bün'ck,
man ick holl vun di so väl – so väl,
as 'ne Lewark vun ehr Flünk.
Du büst min Irst, un du bliffst min Een,
wenn du mi ok vun di stöttst;
du hest mi süs nich so stur ansehn,
man dat du't nu vergettst.
Un Hus un Hoff is all recht got,
dat geiht so wit as't geiht –
doch sög noch keen an de Hungerpot,
de wat don kann un wat deit.
Min Hoor dat's gäl, un min Fust de's groff,
un ick heww, wat een hebben möt,
de flinkste Hand up'n ganzen Hoff
un'n still un tru Geblöt.
Ick weet woll, wen di din'n Kopp verdreiht,
de kriggt di noch heel in de Sner!
Wenn din Sünn hüt noch so grell schinen deit,
din Storm kümmt morrn achterher.
He kriggt di, he is dor an nah dan,
wat büst du blind un dull!
He is all 'n halw Stieg Dirns nahgahn
un makt sacht dat Stieg noch vull!«
»Gah du man hen, wu du henhür'n deist,
ick weet woll, wat ick weet;
min Schatz den mag ick aller-allermeist,
un dat's glik got, wu he heet.
De kriggt toküm Johr sin Vader sin Stär,
wenn de Swœlk ut't Nest ruter kickt,
de kümmt vun de Solidaten her
un weet woll, wat sick schickt.
Snackst du so klok, as du magst un wist,
de Sak steiht nich so slimm;[371]
gah du man hen, wu du herkam' büst,
du snackst mi doch nich rüm!« –
Dor sweg he still un säd keen Wurt,
still hadd he't an sick nahm'
un tröck œwer dat grot Water furt
un is nich wedderkam'.
Marik de wüßt woll, wat se wüßt,
hell schen un heet ehr Sünn;
se küßt ehrn Schatz un strakt un küßt,
so väl se mücht un künn.
Un as dat Frühjahr kem dunn ran
un't Sommer worrn wir –
dunn gew s' em all, wat een gäben kann,
mihr as ehr Hart, väl mihr.
Un as se em hadd gäben all
un de Swœlk ruter kek ut't Nest,
dor hadd he nog, un Knall un Fall
is up un furt he west.
Ehr Finster dat stünn up mennig Nacht,
ehr würr so weh, so weh –
de Wind de stödd dor rinner sacht,
man wen nich kem, wir he.
De Wind de slög de Stoppel swart
mit scharpe Hagelswäp;
de Wind de slög ehr in ehr Hart,
dat de Tran in't Og ehr löp;
de Storm de slög mit sin Hagelseiß
toschann' ehr schönes Kurn –
de Storm de ret ehr de Ros' ut dat Hoor
un let ehr man den Durn.
So set se in ehr Kamer dor
un weent un stähnt un sär:
»Wat de anner sprök, is worrn nu wohr,[372]
min Storm de kümmt achterher;
sin Fust was groff, un sin Hoor was gäl;
he hadd, wat een hebben möt –
een Hart vull Leew, 'ne ihrlich Seel
un'n still un tru Geblöt!«
Buchempfehlung
In ihrem ersten Roman ergreift die Autorin das Wort für die jüdische Emanzipation und setzt sich mit dem Thema arrangierter Vernunftehen auseinander. Eine damals weit verbreitete Praxis, der Fanny Lewald selber nur knapp entgehen konnte.
82 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro