[239] Als ich, im Garten, jüngst durch dicke Erlen gieng,
Und mit geöffneter, drauf schnell geschloss'ner Hand,
Ein Sommer-Vögelchen, das flatternd floge, fieng;
Erstarrete mein Aug', es stutzte der Verstand,
Da ich dasselbige so schön, so Wunder-schön,
So herrlich ausgeziert, so reich an Farben, fand.
Gewiß man kann nichts schöners sehn:
Sein Roth beschämt den funckelnden Carmin,
Es sticht sein Blau Sapphir und Lasul aus,
Es reichet an sein Grün kein Grün,
Wenn's gleich auf Silber liegt; und kurtz: kein Bluhmen-Straus,
Kein wiederscheinender beaugter Pfauen-Schwantz
Hat solchen holden Schmuck, hat so viel Glantz.
Ja, was mich vor Vergnügen fast erschreckte,
War, als ich deutlich, hell und rein
Fünf, acht und neun,
In netten Ziefern, drauf entdeckte.
Ich dachte, was in dieser Zahl
Doch wohl für ein Geheimniß steckte;
Schloß aber, wie schon oftermahl:
GOTT hat uns Menschen werden lassen,
Ihn zu bewundern nur, nicht aber Ihn zu fassen.
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Drauf schenckt' ich ihm die Freyheit wieder,
Und sprach, mit Andachts-vollem Sinn:
Flieg, liebstes Vögelchen, flieg, schönstes Thierchen, hin!
Breit aus dein lehrendes Gefieder,
Und laß der gantz verblendten Welt,
Die Leidenschaften bloß für ihre Götzen hält,
Die zwar verborgene, doch unleugbare Spur
Vom all-erfüllenden, allmächt'gen Wunder-Wesen,
Als auf zwey Blätterchen des Buchs der Creatur,
In bunter Schrift, auf deinen Flügeln, lesen.
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Irdisches Vergnügen in Gott
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