[530] Grosser GOTT! ich stehe stille,
Und erstaun' ab aller Fülle
Aller Vollenkommenheit,
Aller Pracht und Lieblichkeit,
Die ich, wo ich geh' und stehe,
Mit Ergetzen hör' und sehe,
Sonderlich zu dieser Zeit.
Laß mich sehen, laß mich hören,
Grosses ALL, zu Deinen Ehren,
Alles, was ich hör' und sehe!
Ich höre die Vögel mit klingenden Kehlen,
Vom lieblichen Grünen der Wälder entzückt,
Mit Freuden erzählen:
Ein GOTT ist hier, der alles schmückt!
Man höret im lieblich-beweglichen Wallen,
Wann Zephir sanft über die Aeren hinfährt,
Mit Zischen erschallen:
Ein GOTT ist hier, der alles nährt!
Man höret die Wellen in rauschenden Bächen,
Wann jede sich fröhlich bald hebet, bald senckt,
Sanft murmeln und sprechen:
Ein GOTT ist hier, der alles tränckt!
[531]
Man höret die Sprache der lispelnden Winde,
Es mercket der Seelen aufmerckende Kraft,
Sie säuseln gelinde:
Ein GOTT ist hier, der alles schafft!
Wir können in Thälern, auf Bergen und Höhen,
In lieblicher Büsche beschatteten Pracht
Nichts deutlicher sehen:
Als: GOTT ist hier, der alles macht!
Wir sehn, wenn wir sehen beständig getrieben
So viele Planeten, den Himmel, die Welt,
In ihren geschrieben;
Hier zeigt sich GOTT, der uns erhält!
Es giebt der Geschöpfe vortreffliches Wesen
In seiner Veränderung, Ordnung und Zier
Uns deutlich zu lesen:
Der Schöpfer aller Ding' ist hier!
Wir können, wenn liebliche Bluhmen uns rühren,
Die Göttlicher Finger so herrlich geschmückt,
In jeglicher spüren:
Auch hier ist GOTT, der uns erquickt!
Wenn neidliche Bissen uns Anmuth erwecken,
Und kühles Geträncke die Lippen uns netzt;
Kann jeder recht schmecken:
Wie freundlich GOTT, der uns ergetzt!
So lasset uns künftig im Schmecken und Hören,
Nicht minder im Riechen, im Fühlen, im Sehn,
Den Schöpfer verehren,
Und Sein' Allgegenwart verstehn!
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