Erstes Kapitel

Erstes Kapitel

[276] Der Fipps, das darf man wohl gestehn,

Ist nicht als Schönheit anzusehn.

Was ihm dagegen Wert verleiht,

Ist Rührig- und Betriebsamkeit.


Wenn wo was los, er darf nicht fehlen;

Was ihm beliebt, das muß er stehlen;

Wenn wer was macht, er macht es nach;

Und Bosheit ist sein Lieblingsfach.[276]

Es wohnte da ein schwarzer Mann,

Der Affen fing und briet sie dann.


Erstes Kapitel

Besonders hat er junge gern,

Viel lieber als die ältern Herrn.

»Ein alter Herr ist immer zäh!«

So spricht er oft und macht »Bebä!«


Um seine Zwecke zu erfüllen,

Wählt er drei leere Kürbishüllen.


Erstes Kapitel

Für auf den Kopf die große eine,

Für an die Hände noch zwei kleine.
[277]

Erstes Kapitel

So kriecht er in ein Bündel Stroh,

Macht sich zurecht und wartet so. –


Erstes Kapitel

Dies hat nun allerdings den Schein,

Als ob hier schöne Früchte sein.
[278]

Erstes Kapitel

Fipps, der noch nie so große sah,

Kaum sieht er sie, so ist er da.


Erstes Kapitel

Er wählt für seinen Morgenschmaus

Sich gleich den allergrößten aus.
[279]

Erstes Kapitel

Doch wie er oben sich bemüht,

Erfaßt ihn unten wer und zieht,

Bis daß an jeder Hinterhand

Ringsum ein Kürbis sich befand.


Erstes Kapitel

So denkt ihn froh und nach Belieben

Der böse Mann nach Haus zu schieben.
[280]

Erstes Kapitel

An dieses Mannes Nase hing

Zu Schmuck und Zier ein Nasenring.

Fipps faßt den Reif mit seinem Schweif.

Der Schwarze wird vor Schrecken steif.


Erstes Kapitel

Die Nase dreht sich mehre Male

Und bildet eine Qualspirale.
[281]

Erstes Kapitel

Jetzt biegt der Fipps den langen Ast,

Bis er den Ring der Nase faßt.


Erstes Kapitel

Dem Neger wird das Herze bang,

Die Seele kurz, die Nase lang.
[282]

Erstes Kapitel

Am Ende gibt es einen Ruck,

Und oben schwebt der Nasenschmuck.


Der Schwarze aber aß seit dieser

Begebenheit fast nur Gemüser.
[283]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 276-284.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Fipps, der Affe
Fipps, Der Affe...
Hans Huckebein /Fipps der Affe /Plisch und Plum
Fipps der Affe.

Buchempfehlung

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich

Deutsche Lieder aus der Schweiz

Deutsche Lieder aus der Schweiz

»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon