103. An Johanne Busch

[70] 103. An Johanne Busch


Frankfurt a/M d. 19 Nov. 71


Meine liebe Johanne!

Auch die zweite Brodsendung ist wohlbehalten angekommen und macht mir rechte Vorwürfe, daß ich mich für ihre Vorgängerin noch nicht mal bedankt habe. Ich kann Dir aber die Versicherung geben, daß ich über beider Ankunft sehr erfreut gewesen bin. Die Küchenangelegenheiten stehen in sofern gut, als die Mary vorzüglich kocht, aber – aber – es schmeckt mir doch nicht so gut, wie in Wiedensahl. Ob ich nun zu wenig Bewegung habe, ob es das Alleineßen macht – ich weiß nicht – kurz! ich habe selten rechten Appetit. Es fehlt mir eben Dasjenige, was man im[70]

schlichten, bürgerlichen Leben einen »richtigen Stuhlgang« zu nennen pflegt. Da bin ich denn manchmal recht schlechter Laune. Ich eße Häring und Salzgurken, ich gehe fast regelmäßig am Abend zu Biere, ich besuche alle Woche ein oder zwei Mal die Konzerte, doch will das Alles nicht helfen. Zwar sagt das Sprichwort: man muß das Alles gewohnt werden wie »Bäckers Katte«, die hatten sie genommen und hatten den Ofen damit ausgefegt – aber unangenehm bleibts, und ich freue mich schon wieder auf den Sommer, wo ich mit der Anna wieder tanzen kann. Die Bewegung soll mir, denk ich, gut thun. Wie geht es denn Klein und Groß? Und wie macht sich »Korel«?

Von Bremen wirst Du jetzt auch hoffentlich beßere Nachrichten haben. An Adolf und die Kinder viele herzliche Grüße von

Deinem getr. Schwager

Wilhelm

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 70-71,73.
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