1636. An Franz von Lenbach

1636. An Franz von Lenbach


Wiedensahl 26. Nov. 82.


Lieber Lenbach!

Dein ultramontanes Billet mit dem Epilog der Tante Somara hab ich dankend erhalten. – Die grausamen Waßersnöthe haben mich auch Deinetwegen beunruhigt. Konntest Du über die Berge zurück, oder bist Du durch irgend ein Loch retour gekrochen?

Eine herzliche Freude war mir's, Freund Lorenz mal wieder zu sehn; und der Tag, den ich mit ihm in der alten Rattenfängerstadt verbummelt, ist mir ebenso genußreich wie belehrend gewesen. – Als Reporter ließ er manches zu wünschen übrig; denn so ist er nun mal. Die bayerischen Residenzverhältniße fangen an, sich mir in Nebel zu verhüllen. Du weg, Fritz weg – die Differenz kommt mir erklecklich vor.

Was mich betrifft, so ziehn die Tage an mir vorüber gleich den Telegraphenstangen an der Eisenbahn, die bekanntlich eine ausgeprägte Familienähnlichkeit haben. Ich las den Descartes und den Mayer. Warum die Wißenschaftler den letztern etwas sehr ignoriert haben, ist mir derweil klar geworden.

Meine Hoffnung, recht bald mal wieder Was von Dir zu hören, sei's aus München oder Rom, wird ja wohl in Erfüllung gehn.

Meine besten Grüße an alle Freunde und Freundinnen, auch an die oben erwähnte liebenswürdige Tante! Übrigens sage ich nur so viel, daß ich stets bin Dein getreuer Freund

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968.
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