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1649. An Franz von Lenbach
Wiedensahl 7. März 88.
Sei bedankt, liebster Lenbach, für Deinen freundlichen Brief. So ein paar Laute von Leuten, die man einfürallemal lieb gewonnen, klingen in der Alleinigkeit doppelt harmonisch in ein musikalisch veranlagtes Ohrwaschel.[286]
Du erkundigst Dich, wie's mir geht. Ich kann wohl sagen: Nicht übel! Natürlich, betrachtet aus dem engen, kühlen, doch nicht ganz unwirthlichen Grunde selbsteigener Bescheidenheit und sofern ich mich in einem Zustande befinde, worin der Wunsch nach Veränderung fast straffällig erscheinen könnte; ein Zustand, der freilich keinem hohen Beobachter auf einem selbst nur mäßig hohen Blocksberge erwünscht vorkommen wird. – Mehr als andere verlangt das Portrait des Landmanns, der Stimmung wegen, ein Bißel landschaftlichen Hintergrund. – Der Winter hat uns heuer gehörig mit Schnee eingeseift, sodann vermittelst eines haarscharfen Ostwindes ausdauernd balbiert, und anitzo wäscht er uns ab, daß wir von allen Dächern tropfen.
Kaulbach schrieb mir zu meiner Freude gar lustig. Von Freund Günther hab ich durch Sagenhören leider nur eine entfernt burg- und berghafte Vorstellung.
Was Dein Bild von Brouwer betrifft, so paßt es Dir vielleicht gelegentlich mal, mir zu sagen, ob's eins von denen ist, wobei er sich länger versimpelt hat, was auch sehr löblich, oder eins von den hingehexten, wobei's Einem so flink und blitzfreudig zu Muthe wird.
Leb wohl! Und sei, sammt Deiner, wie ich glaube, sehr angenehmen Gemahlin auf's Äußerste gegrüßt von
Deinem alten
Wilh. Busch.