724. An Adolf Nöldeke

724. An Adolf Nöldeke


Wiedensahl 13. März 88.


Deinen Brief, lieber Adolf, hab ich heut in der Früh erhalten.

Ob du Grund hast oder nicht, mit deinen Examensarbeiten zufrieden zu sein, wird sich wohl erst zeigen, wenn du näher drauf eingehst. Hoffentlich befreundest du dich immer mehr damit und hoffentlich thust du auch gleich den richtigen Griff in die Hülfsquellen, damit du kein überflüßiges Zeug durchzulesen brauchst.

Also Mutter ist ohne Abentheuer in Hattorf angelangt. Am Sonntag kam von Barnstorf ein stattlicher Hecht für sie an, den wir, in Anbetracht, daß ihm eine nochmalige Reise nicht gut bekommen möchte, lieber hier behalten und sehr beifällig verputzt haben. – Wenn's nur endlich Frühling würde! Die Staare und andre Vöglein pfiffen schon recht lustig; gestern hat auch Meister Schär bereits den Goßensteincanal ausgeputzt; aber heut Morgen hatten wir wieder Schnee und Schneegestöber bei Nordwind und 3° Kälte. Es sieht auch noch nicht so aus, als ob's anders werden wollte. – Daß es beßeres Wetter würde, wäre auch besonders für Hermann zu wünschen, denn ich fürchte, die Elbingeröder haben recht: bei aufgeweichten Wegen wird der Kutschwagen nicht durchkönnen.

Mit Elsens Frost geht's beßer; wenigstens ist sie Sonntags bei Buschens in Kaffe gewesen, ohne nachträglich über schmerzliche Folgen zu klagen.

Else und Frau Nickels laßen wieder grüßen; ebenso sei auf's Herzlichste gegrüßt von

deinem getr. Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 298.
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