1662. An Franz von Lenbach

1662. An Franz von Lenbach


Wiedensahl 27. Aug. 92.


Liebster Lenbach!

Der 26te hat sich verlaufen ohne Weisungen von Dir. Ich nehme an, Du hast Dich noch nicht los machen können.

Inzwischen feiert die schöne Frau Cholera immer glänzendere Triumphe. Freilich, unsere zwei hartleibigen Herzen würde sie wohl so leicht nicht erobern; doch wär's schon unbequem genug, wenn die Herren Gesundheitspolizisten, welche nur zu leicht bei dem Reisenden ein unzartes Verhältniß zu derselben herausschnüffeln, uns ein wenig ausräucherten, oder gar für einige Tage, fernab von der Kunst, unter sorgsame Kontrole stellten.

Zudem erwart ich Ende nächster Woche verwandtschaftlichen Besuch, den ich nicht gerne versäumen möchte.

Es schiene mir daher gerathen, unsere Begegnung, worauf ich mich so sehr freue, etwas zu verschieben auf später, bis diese lockeren Weltverhältniße sich wieder mehr consolidiert haben.

In der Erwartung, daß Du nebst Weib und Kind Dich wohl befindest,

mit herzlichen Grüßen Dein

Wilh. Busch.[291]

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968.
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