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[117] 213. An Friedrich Warnecke
Wiedensahl d. 27. Dec. 1873.
Mein lieber [Warnecke!]
[Obwohl] ich mich vor dem Schreiben fürchte, wie ein alter Bauer, so ist es doch wohl nun endlich an der Zeit, Dir zu sagen, daß ich Dich, lieber alter Freund, durchaus nicht vergeßen habe. Besonders den Herbst, als ich mal wieder durch die Gaßen der alten Rattenstadt dahin bummelte, erinnerte ich mich lebhaft an die entschwundenen Tage, da wir noch als »nüdliche Leute« deßelbigten Weges wandelten. – Später war ich in Holland. Wie gerne hätte ich Dich da bei mir gehabt! Im wundervollen Amsterdam, wo die Bilder meiner großen Lieblinge in traulichen Räumen wohnen und mehr von Herzen reden, als in der Fremde, in der bunten Gesellschaft der Gallerien, – im reinlichen Haarlem, wo Frans Hals seine unverwüstliche Frische in größter Fülle zeigt; – am Strand von Scheveningen, wo ich mir den Meerwind in Weste und Krawatte blasen ließ. – All das umgiebt mich nun, wie den Einsiedel sein Wald. – Ich sitze auch mal wieder im Buchsbaumholze, und das ärgert mich, wenn ich die hübschen Lichtdrucke im »Herold« ansehe. Aber ein Versuch, den ich für meine Zwecke damit gemacht, ist leider zu kostspielig ausgefallen.
Einliegend 2 Thaler für den neuen Jahrgang des »Herold«. Sollte ich mich in der Summe geirrt haben, so sei so gut, mich »schonend« darüber zu belehren.
Und nun, lieber Alter, leb recht wohl! Bestelle meine [freundlichsten] Grüße an Weib und Kind! – Prost Neujahr!!
Dein stets getreuer Freund
Wilhelm Busch.