38. An Caspar Braun

[34] 38. An Caspar Braun


Wiedensahl d. 6 Mai 65.


Mein lieber Herr Braun!

Auch bei uns ist der Frühling in's Land gezogen. Schon vor 14 Tagen brummte mir der erste Maikäfer um die Ohren; im vollen Laube rauschen die Bäume; die Bienen füllen ihre Honigkrüge im gelbblühenden Raps; denn seit einem Monat bereits scheint jeden Tag die Sonne aus einem wolkenlosen Himmel herab. Der biedere Landmann richtet sein Auge nach Südwesten und sehnt sich nach dem Tage des Regens; während Unsereins, dem keine Kartoffeln auf eigenem Lande keimen, die Reihe der schönen Tage als eine Wohlthat und ohne Murren entgegennimmt. – Die Wanderlust erwacht; doch halte ich sie noch im Zaume, da ich demnächst meines Bruders Hochzeit mit zu feiern gedenke, um so mehr, als sich bereits zwei von meinen Geschwistern verheiratheten, ohne daß ich dabei sein konnte.

Die Hölzer zum »Barbier« habe ich mit Dank erhalten; morgen soll der letzte Stock gezeichnet werden. – Die Hölzer zum »Virtuosen« wird, hoff ich, Herr Dettendorfer demnächst auch fertig haben, und sind Sie dann wohl so freundlich, mir dieselben bald möglichst zuzuschicken.

An Freund Lossow, an Dietz und Heil freundlichen Gruß.

Stets der Ihrige

W. Busch.
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Material für die Lüethorster Chronik vom 8ten bis 28 April 65.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 34-35.
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