393. An Lorenz Gedon

[180] 393. An Lorenz Gedon


Wiedensahl bei Stadthagen (Hannover) den 3ten August 1877.


Mein lieber Gedon!

Unter Regen und lasterhafter Kühle ist der Juli dahingezogen. Bei einem kleinen Ausfluge, den ich in die Tannenberge Thüringens unternahm, mußte ich allabendlich den Grog zu Hülfe rufen, um die erstarrten Gliedmaßen nur einigermaßen zu erwärmen. Ein starkes Stück Arbeit, fürwahr, in den vielberufenen Tagen des Hundes! Wenn's gleichermaßen bei Euch bewandt, so dürften die hochbelobten Kellerfreuden und Ergötzlichkeiten bis dato nur höchst mangelhaft gewesen sein.

Mit Anfang September gedenk ich Dich, mein Lieber, mal wieder in München zu sehn; und hoffentlich gelingt es mir dann, eine Art von Arbeitshöhle zu finden, um drinnen, wie mir's beliebt, bei leidlicher Beschäftigung einer ungestörten Einsamkeit fröhnen zu können.

Laß mal bald ein paar Worte von Dir hören.

Grüß mir recht freundlich deine Frau, Kinder und Schwägerinnen und empfiehl mich den Freunden und Bekannten aufs Beste!

Dein stets getreuer Freund

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 180.
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