474. An Otto Bassermann

[206] 474. An Otto Bassermann


Wiedensahl 1 Mai 80.


Lieber Baßermann!

Ich bin meines Sinnes voll geworden (und deine heutige Karte bestärkt mich darin) – ich will keine neuen Schreibübungen mehr sehn, wenigstens in dieser Sache nicht. Es ist mir peinlich und stört mich in der ruhigen Arbeit. – Also:

Ich schicke dir: 1) Häschen und Schuhu, wobei ich den Raum, welchen die Schrift einnehmen soll mit Rothstift umrahmt habe. Laß in denselben Rahmen Schwabacher setzen (die Zeilen mit großem Anfangsbuchstaben etwas vor und sonst, wie du's paßend findest), korrigire genau, laß einen saubern Abzug machen, kleb ihn in die Zeichnungen ein, laß ihn zinkotypiren und schicke mir einen Abdruck auf weißem Papier, damit ich dann das Fehlende noch hinein zeichne.

2) Die Kladde von Hänschen Däumeling, wozu ich die Zeichnungen in ein paar Tagen fertig habe. Die Rothstiftrahmen sind ebenfalls mit Schwabacher auszufüllen, in der vorhin erwähnten Art. Ich bitte mir einen Abdruck davon aus, um ihn selber einzukleben. Eine doppelte Reproduction wäre dann in diesem Fall nicht nöthig. – Sollte keine für die Rahmen paßende Schrift vorhanden sein, so müßte eine kleinere verhältnißmäßig vergrößert werden. – Die Titelschrift denk ich mir etwa doppelt so groß, wie die im Text; doch das siehst du ja selbst. Den Strich oder Schnörkel darunter will ich selbst machen.

Sei so gut und entscheide dich für diese Methode. Es sieht ja wohl nicht so gut aus, wie es sollte und könnte, aber wir haben doch nun mal im Augenblick keine Zeit und Wahl, und ich wenigstens muß Ruhe haben. Ich setze allerdings voraus, daß uns für den nächsten Fall die diesmal mißlungene Manier reservirt bleibt.

Nochmals: Vor der Hand keine Schreibstümpereien mehr!!

Lieb sollt es mir sein, wenn du den Satz zu Hänschen D. zuerst machen ließest. Oder kann nicht gleich alles für die 3 Sachen zusammen gesetzt werden? Es ist ja nicht viel. Die Seitenzahlen sind auf den Blättern mit Rothstift geschrieben. Nur die Zahl, mein ich, soll unten in der Mitte stehn.

Herzl. Grüße!

Wilhelm

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 206.
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