580. An Adolf Nöldeke

[240] 580. An Adolf Nöldeke


Wiedensahl. Montag 29. Oct. 83.


Lieber Adolf!

Es freut mich, daß du nun in Leipzig insoweit glücklich installirt bist. – Von Hermann hatt ich vorgestern Nachricht. Er wird Gestern und Vorgestern mit Uhlhorn in Kiel zusammen gewesen sein. So ganz recht scheint ihm in Rastorf noch nicht Alles zu taugen. – Mutter will morgen nach Baßum. Die Baßumer, welche dieser Tage in Osnabrück sind, werden sie, denk ich, wohl in Barnstorf abholen. – Vorigen Mitwoch Nachmittag sah ich mir die Krabbelei in Bückeburg mal an. Alle ganz lustig; von Heimweh keine Spur. Fräulein Schlömann ist, da ihre Mutter erkrankt, Sonnabend von Frau Kater abgeholt. – In Bückeburg geht ein scheues Gemunkel, daß Herr v. Strauß auf Nimmerwiedersehn sich entfernt habe. Er soll auch neulich im hannoverschen Theater einen solchen Unfug verführt haben, daß der Vorhang fallen und er selber polizeilich hinaus gebracht werden mußte.

– Hier ist's einsam. Nur Otto war von Vorgestern auf Gestern hier. – Bei Pastors ist am Dienstag die kleine dicke breite Tante Kater von der ganzen Familie Woltmann per Ackerwagen eingeliefert worden. Pastor Woltmann brachte auch mir sechs Krammetsvögel mit, die ich unausgenommen braten ließ und daher, nicht ungern, allein verzehren mußte. Heute ist eine Schnepfe eingelaufen. Die mußt Du nun mal verpaßen.

Sonst geht es Allen gut. Marie Busch ist schon seit ein paar Tagen wieder hergestellt. Das Wetter ist neblig, aber nicht kalt. Schreib recht bald mal wieder.

Herzliche Grüße, auch an Direkters.

Dein getr. Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 240.
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