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[261] 630. An Marie Hesse
Wiedensahl 16. Feb. 85.
Liebe Frau Heße!
Unsern vierfachen Neujahrswunsch werden Sie erhalten haben. – Bald nach Neujahr mußt ich nach Lüethorst, im Solling, um meine alte Tante mit zu begraben. Mein alter neunundsiebenz[ig]jähriger Onkel, ein Bruder meiner Mutter, sitzt nun ganz allein in dem großen stattlichen Pfarrhause. Es klang so hohl drin, und er that mir so leid, daß ich ihm zur Gesellschaft noch eine Zeitlang da blieb. Ich war neun Jahr alt, als ich bei ihm in Pension gegeben wurde. Die alten Leute gehen weg, und nun kommt man selber an die Reihe. – Von Lüethorst mußt' ich dann zu meinem Bruder in Celle. Vor einigen Tagen bin ich wieder hierher zurückgekehrt. Und mittlerweile haben sich auch unsere Staare wieder eingestellt. Noch ein paar Wochen, so ist der Frühling da. Ich wünsche von ganzem Herzen, meine liebe Frau Heße, daß Sie sich gesund und zufrieden daran erfreuen können.
Der Neffe Hermann kommt fleißig von Loccum herüber; bei trocknem Wetter per Velociped. Adolf wird demnächst sein drittes Semester beschließen. Beide haben schon ganz stattliche Vollbärte. Otto arbeitet noch tüchtig in Bückeburg. Was Fleiß, Ordnung und Begabung anbetrifft, kann die Mutter schon ihre Freude dran haben und der Onkel auch. – Sie vergeßen selten, sich nach Ihnen zu erkundigen. Sind doch die hübschen Tage von Borkum noch immer frisch in unserer Erinnerung!
Leben Sie wohl! und schreiben Sie bald mal wieder! Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr Wilh. Busch.