687. An Hermann Nöldeke

[283] 687. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl 17. April 87.


Lieber Hermann!

Sei bedankt für deine beiden Briefe! – Die Hattorfer Angelegenheit wird sich, scheint's, ja noch vor Pfingsten erledigen. Ich brauche dir nicht zu[283] sagen, daß du deine Weisungen dorthin klar und überlegt abfaßen und eine wörtliche Abschrift zurückbehalten mußt. Die Wahl der Tapeten, die ja billig und doch geschmackvoll sein können, müßte sich nach der Farbe der Gardinen richten. Vielleicht könnten sie in Bückeburg schon welche aussuchen und dir die Proben zuschicken; du triffst dann deine Wahl und läßt darauf Sophiechen auch wählen.

Ende dieses Monats, falls nichts dazwischen kommt, denke ich dich in Bergen mal zu besuchen. Ich käme dann mit dem Postomnibus und nähme in Bergen ein Fuhrwerk, um die Steinhäuser zu besichtigen.

Hier hat's in den letzten Nächten energisch gefroren; bei Nordwind; heut Morgen kam der Wind aus Südwest, jetzt schon wieder aus Nordwest, vermuthlich dreht er sich zu Nacht wieder nach Norden. Keine gute Wendung für die Rosen. Ich laße sie ruhig stehn und warte ab, was davon kommt. Jedenfalls sind die Maifröste noch gefährlicher.

Bolten Blas Tochter, die in Kreuzhorst sich die Hand mit Waschbläue vergiftet, ist vorgestern hier gestorben.

Onkel Hermann will Dienstag reisen. – Mutter schreibt dir demnächst und schickt die Jacken.

Wir laßen dich allesammt herzlich grüßen. – Dein getr.

Onkel Wilhelm.


In der Zeitung las ich, daß die Priorin Rantzau in Preetz gestorben. geb. 1797.

Wenn, wie ich von Mutter höre, Sophiechen weiße Gardinen oder solche von naturfarbigem Leinen nimmt, so stimmen die ja zu jeder Tapete, und ein vorheriger Vergleich ist nicht nöthig.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 283-284.
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