8. An Friedrich Warnecke

[6] 8. An Friedrich Warnecke


Wiedensahl d. 1 Novemb. 1855.


Mein lieber Warnecke.

Ihre freundliche Sendung vom 22 v.M. war mir eine höchst angenehme Erscheinung, wenn auch Ihre frommen Wünsche und Hoffnungen in Betreff des Singens alter Kirchenlieder nicht gerade in Erfüllung gegangen sind. Leider ist es mir bis jetzt noch nicht möglich gewesen, greifbare Beweise meiner Erkenntlichkeit herbeizuschaffen, und so müßen Sie sich denn mit dem luftigen Danke auf dem Papier zufrieden geben. – Am gestrigen Nachmittage, dem einzigen schönen seit langer Zeit, war ich auf ein Viertelstündchen in der Loccumer Klosterkirche, wo ich mir von Grabsteinen folgende Wappen flüchtig notirt habe:

No. 1 Klenken

No. 2) Hirsch mit einer Decke.

I. Links Rechts


8. An Friedrich Warnecke

II. Links Rechts


8. An Friedrich Warnecke
8. An Friedrich Warnecke
8. An Friedrich Warnecke
8. An Friedrich Warnecke

Die Bedeutung des Bildes in No. 5 bringe ich nicht heraus, fast scheint es, als ginge ein Balken darüber hinweg.

No. 7 zeigt einen Hirschen und (zwei Läusekämme?)

No. 6 (drei Hausschuhe?) Lanzenspitzen.

No. 10 (drei Käsemeßer?)

No. 9 Wolf.

No. 11 Bär. Über dem Wappen

No. 2 befinden sich noch viele Pfeile als Helmschmuck

III. No. 1) Laufender od. springender Wolf

No. 5 Zwei Wappenschilde übereinander gelegt

No. 6. Ritterhelm.

IV. No. 1) Im Schilde ein Horn; über dem Helme ein Mohr.

No. 2.) Dieser Wolf scheint mir ein liegender oder knieender zu sein


8. An Friedrich Warnecke

I. Findet sich auf einem Grabmale von Ludolph Klenken mit der Jahreszahl 1562.

II. Grabmal von Elannor v. Münchhausen und Elisabeth von Landesberge (1561 und 1581)

III. Landesberge'scher Grabstein

IV. Grabstein d. Fam. Mandelslo (1472)

In welcher Weise diese adeligen Familien mit dem Kloster in Bezug gestanden, habe ich bis jetzt noch nicht erfahren. – Von den angeführten Wappen kenne ich nur das der Münchhausen, Klenke und Mandelslo, und hoffe, daß Sie mir in ihrem nächsten Briefe darüber gefälligst Auskunft geben werden, wem die übrigen zugehören. Sollten Sie etwa einige davon, die Sie noch nicht haben oder kennen, ausführlicher gezeichnet wünschen, so brauchen Sie mir nur die Nummern anzugeben. –

Bei einem Wirthe in Loccum sah ich zu meinem freudigen Schrecken, der aber glücklicherweise nicht tödtlich war, eine Unzahl von alten Wappen auf Glas gemalt und einige in Holz geschnitzt. Ich glaubte schon einige Acquisitionen für Sie machen zu können; aber bei näherer Besichtigung fand ich, daß die überwiegende Mehrzahl aus unadligen Wappen bestand. Zwei schöne Wappen auf Glas, derer von Alten und van Hus waren schon von dem Grafen Alten halb und halb in Beschlag genommen worden, der 4 L.d'or dafür geboten hatte. Da war also nicht viel mehr zu gewinnen. Doch werde ich vielleicht von den in Holz geschnitzten Wappen ein Paar für Sie gewinnen können, darunter das der Mandelsloh, wenn sie nicht zu theuer sind.[7]

Das Wappen des Hans Caspar van Hus zeichne ich noch bei. Wenn man das


8. An Friedrich Warnecke

Alten'sche u. das Hus'sche Wappen zusammen hätte, so würde das nicht ohne Intereße sein. Es soll nämlich jener Hans Caspar v. Hus einen derer von Alten erschlagen haben. Vor Schrecken darüber brachte die Frau des v. Alten ihre Leibesfrucht um zwei Monate zu früh zur Welt, und um diese Frühgeburt am Leben zu erhalten, so erzählt die Sage, schlächtete man täglich ein Kalb und legte dann das Kindlein in die frische Haut, oder die warmen Eingeweide des geschlachteten Kuhkindes. Wer's glaubt!

Was das Wappen des van Hus anbelangt, so ist es, wie Sie sehen, daßelbe mit dem Ahlden'schen in der Osener Kirche, nur mit dem Unterschiede, daß bei dem letztern sich auf dem Helme Büffelhörner befinden. Wie kommt das?

Antworten Sie doch bald. Ich denke bis dahin noch manches gefunden zu haben. – Von Schäfers kam uns gestern die traurige Nachricht, daß der kleine Christian gestorben sei.

Mit herzl. Gruße

Wilh. Busch.


(N.B. Hoffmann zu grüßen.)

N.B. Da es mir in der Kirche zu früh dunkel wurde, so fehlte es mir an Zeit alles genau zu besichtigen. Ich werde aber in nächster Zeit wieder hingehn.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 6-8.
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