|
803. An Adolf Nöldeke
Wiedensahl 17. Oct. 90.
Lieber Adolf!
Dein Brief, obgleich schon vorgestern geschrieben und gestempelt, kam erst heut Abend hier an.
Wie ich sehe, ist dein Antritt nicht ungünstig und hoffe ich, daß auch der fernere Verlauf deiner dortigen Erlebniße sich angenehm und ersprießlich für dich gestalten wird.
Onkel Prorector, nachdem er sich von den unerquicklichen Geschichten des vergangenen Jahres wieder aufgerappelt, ist ebenso mobil, wie ich ihn das letzte Mal gesehn habe; vielleicht ein ganz klein wenig stupseliger beim Gehen. Er spricht laut, fast zu laut, wenn er sein erstaunliches Gedächtniß vor uns abhaspelt. Ein Conversationslexikon brauchen wir nicht, so lange er hier ist. Im Laufe der nächsten Woche will er nach Hameln.
Else und Anna, so schrieb Else, denken zur selben Zeit (Mitwoch, wenn sie nicht merken, daß Bettag ist) in Hattorf ihren Besuch abzustatten, wo sie über den Sonntag hinaus bleiben wollen.
Ich beabsichtige Dienstag (falls mir nicht abgeschrieben wird) nach Ebergötzen zu reisen und von da (vielleicht mit den beiden Mädchen von Hattorf zusammen) über Lüethorst hierher zurück. D.h. die Mädchen bleiben in L.
In die Tweetje und in den Gartenweg sind mitlerweile Schlacken gestampft, die Warenburg von Stadthagen mitgebracht; darüber Tannennadeln. Kommt dann im Frühjahr noch Sand drauf, dann wird Frau Nickels bei Regenwetter ja wohl nicht mehr versinken.
Meister Schär saß zwei Tage, mit den üblichen Unterbrechungen, auf dem Dache, und hat die Löcher um die Schornsteine mit Cement verkleistert. Gestern legte er Backsteinperrons vor Hinter= und Küchenthür, so wie einen festen Schlackenweg von der letztern bis zur Regentonne, so daß nun die Paßage um's Eck nach dem Stalle gesichert ist.
Leb wohl! und sei herzlich gegrüßt von
deinem getr. Onkel
Wilhelm.
Otto denkt Dienstag mit mir zusammen abzureisen.[326]