Der Ruhm

[314] Der Ruhm, wie alle Schwindelware,

Hält selten über tausend Jahre.

Zumeist vergeht schon etwas eh'r

Die Haltbarkeit und die Kulör.


Ein Schmetterling voll Eleganz,

Genannt der Ritter Schwalbenschwanz,

Ein Exemplar von erster Güte,

Begrüßte jede Doldenblüte

Und holte hier und holte da

Sich Nektar und Ambrosia.


Mitunter macht er sich auch breit

In seiner ganzen Herrlichkeit

Und zeigt den Leuten seine Orden

Und ist mit Recht berühmt geworden.


Die jungen Mädchen fanden dies

Entzückend, goldig, reizend, süß.


Vergeblich schwenkten ihre Mützen

Die Knaben, um ihn zu besitzen.


Sogar der Spatz hat zugeschnappt

Und hätt' ihn um ein Haar gehabt.


Jetzt aber naht sich ein Student,

Der seine Winkelzüge kennt.


In einem Netz mit engen Maschen

Tät er den Flüchtigen erhaschen,

Und da derselbe ohne Tadel,

Spießt er ihn auf die heiße Nadel.


So kam er unter Glas und Rahmen

Mit Datum, Jahreszahl und Namen

Und bleibt berühmt und unvergessen,

Bis ihn zuletzt die Motten fressen.


Man möchte weinen, wenn man sieht,

Daß dies das Ende von dem Lied.

Quelle:
Wilhelm Busch: Sämtliche Werke, Herausgegeben v. Otto Nöldeke, Band 6, München 1943, S. 314-315.
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