Der alte Narr

[279] Ein Künstler auf dem hohen Seil,

Der alt geworden mittlerweil,

Stieg eines Tages vom Gerüst

Und sprach: Nun will ich unten bleiben

Und nur noch Hausgymnastik treiben,

Was zur Verdauung nötig ist.


Da riefen alle: Oh, wie schad!

Der Meister scheint doch allnachgrad

Zu schwach und steif zum Seilbesteigen!


Ha! denkt er, dieses wird sich zeigen!

Und richtig, eh der Markt geschlossen,

Treibt er aufs neu die alten Possen

Hoch in der Luft und zwar mit Glück,

Bis auf ein kleines Mißgeschick.


Er fiel herab in großer Eile

Und knickte sich die Wirbelsäule.


Der alte Narr! Jetzt bleibt er krumm!

So äußert sich das Publikum.

Quelle:
Wilhelm Busch: Sämtliche Werke, Herausgegeben v. Otto Nöldeke, Band 6, München 1943, S. 279.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Zu guter Letzt
Zu Guter Letzt
Gedichte - Kritik des Herzens - Zu guter Letzt