Pfannkuchen und Salat

[287] Von Fruchtomletts da mag berichten

Ein Dichter aus den höhern Schichten.


Wir aber, ohne Neid nach oben,

Mit bürgerlicher Zunge loben

Uns Pfannekuchen und Salat.


Wie unsre Liese delikat

So etwas backt und zubereitet,

Sei hier in Worten angedeutet.


Drei Eier, frisch und ohne Fehl,

Und Milch und einen Löffel Mehl,

Die quirlt sie fleißig durcheinand

Zu einem innigen Verband.


Sodann, wenn Tränen auch ein Übel,

Zerstückelt sie und mengt die Zwiebel

Mit Öl und Salz zu einer Brühe,

Daß der Salat sie an sich ziehe.


Um diesen ferner herzustellen,

Hat sie Kartoffeln abzupellen.

Da heißt es, fix die Finger brauchen,

Den Mund zu spitzen und zu hauchen,

Denn heiß geschnitten nur allein

Kann der Salat geschmeidig sein.


Hierauf so geht es wieder heiter

Mit unserm Pfannekuchen weiter.


Nachdem das Feuer leicht geschürt,

Die Pfanne sorgsam auspoliert,

Der Würfelspeck hineingeschüttelt,

So daß es lustig brät und brittelt,

Pisch, kommt darüber mit Gezisch

Das ersterwähnte Kunstgemisch.


Nun zeigt besonders und apart

Sich Lieschens Geistesgegenwart,

Denn nur zu bald, wie allbekannt,

Ist solch ein Kuchen angebrannt.[288]

Sie prickelt ihn, sie stockert ihn,

Sie rüttelt, schüttelt, lockert ihn

Und lüftet ihn, bis augenscheinlich

Die Unterseite eben bräunlich,

Die umgekehrt geschickt und prompt

Jetzt ihrerseits nach oben kommt.


Geduld, es währt nur noch ein bissel,

Dann liegt der Kuchen auf der Schüssel.


Doch späterhin die Einverleibung,

Wie die zu Mund und Herzen spricht,

Das spottet jeglicher Beschreibung,

Und darum endet das Gedicht.

Quelle:
Wilhelm Busch: Sämtliche Werke, Herausgegeben v. Otto Nöldeke, Band 6, München 1943, S. 287-289.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Zu guter Letzt
Zu Guter Letzt
Gedichte - Kritik des Herzens - Zu guter Letzt

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon