Das Teufelswirtshaus

Ein Schelmenlied

[164] Es stand ein Wirtshaus an der Höh',

War gar so nett und fein;

Da setzten sich von nah und fern

Die großen und die kleinen Herrn

Bei Bier und Branntewein.


Der Hahnenkampf

[164] Der Wirt, der war kein frommer Christ,

Hielt nicht die zehn Gebot;

Oftmalen um die Mitternacht

Hat ihm der Teufel Geld gebracht

Hernieder durch den Schlot.


Der Hahnenkampf

Der Teufel hat 'n gluhen Schweif,

Brennt schwefel-lichterloh;

Fuhr einstmals auch zum Dach herein

Und zog den langen Schweif nicht ein,

Hoho! da brennt das Stroh.


Der Hahnenkampf

[165] Das Stroh, das brennt, das Dach, das brennt,

Der Teufel fuhr heraus,

Die Gäste fielen von der Bank,

Dieweil es so nach Schwefel stank,

Und krabbeln vor das Haus.


Der Hahnenkampf

Der Teufel sitzt im Appelbaum

Und plärrt als wie ein Kind;

Er heult und plärrt und weint so sehr,

Daß ihm die dicke Wagenschmeer

Von seinen Äuglein rinnt.


Der Hahnenkampf

»Du dummer Teufel, sei doch still!

Fahr lieber in die Höll'

Und hol 'n Sack voll Geld herauf,

So bau'n wir 's Wirtshaus wieder auf,

Hier an derselben Stell'.


Und wenn der Teufel das nicht will,

So laßt's der Teufel sein.

Wir trinken frisch, wir trinken froh,

Ist's nicht allhier, ist's anderswo;

Stoß an, fein's Brüderlein!«
[166]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg 1959, S. 164-167.
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