Der hinterlistige Heinrich

Der hinterlistige Heinrich

[260] Die Mutter sprach: »O Heinrich mein!

Nimm diese Brezen, sie sei dein!«


Der hinterlistige Heinrich

Der böse Heinrich denkt sich gleich:

»Jetzt fang ich Gänse auf dem Teich.«


Der hinterlistige Heinrich

[260] Ein junges Gänslein schwamm ans Land,

Schwapp! hat es Heinrich in der Hand.


Der hinterlistige Heinrich

Es schreit und zappelt fürchterlich;

Die Alten sind ganz außer sich.
[261]

Der hinterlistige Heinrich

Jetzt faßt die Gans den Heinrich an,

Wo sie zunächst ihn fassen kann.


Der hinterlistige Heinrich

Der Heinrich fällt auf seinen Rücken;

Am Ohr tun ihn die Gänse zwicken.
[262]

Der hinterlistige Heinrich

Sie fliegen dann, o weh, o weh!

Mit Heinrich fort und in die Höh'.


Der hinterlistige Heinrich

Hoch über seiner Mutter Haus

Da lassen sie den Heinrich aus.
[263]

Der hinterlistige Heinrich

Der fällt ganz schwarz und über Kopf

Der Mutter in den Suppentopf.


Der hinterlistige Heinrich

Mit einer Gabel und mit Müh'

Zieht ihn die Mutter aus der Brüh'.
[264]

Der hinterlistige Heinrich

Hier sieht man ihn am Ofen stehn. –

Dem Schlingel ist ganz recht geschehn!


Der hinterlistige Heinrich

Die Gänse aber voll Ergötzen

Verzehren Heinrichs braune Brezen.
[265]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg 1959, S. 260-266.
Lizenz:

Buchempfehlung

Dulk, Albert

Die Wände. Eine politische Komödie in einem Akte

Die Wände. Eine politische Komödie in einem Akte

Diese »politische Komödie in einem Akt« spiegelt die Idee des souveränen Volkswillen aus der Märzrevolution wider.

30 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon