Metaphern der Liebe

[96] Welche Augen! Welche Miene!

Seit ich dich zuerst gesehen,

Engel in der Krinoline,

Ist's um meine Ruh' geschehen.


Ach! in fieberhafter Regung

Lauf' ich Tag und Nacht spazieren,

Und ich fühl' es, vor Bewegung

Fang' ich an zu transpirieren.


Metaphern der Liebe

[96] Und derweil ich eben schwitze,

Hast du kalt mich angeschaut;

Von den Stiefeln bis zur Mütze

Spür' ich eine Gänsehaut.


Metaphern der Liebe

[97] Wahrlich! Das ist sehr bedenklich,

Wie ein jeder leicht ermißt,

Wenn man so schon etwas kränklich

Und in Nankinghosen ist.


Metaphern der Liebe

Würde deiner Augen Sonne

Einmal nur mich freundlich grüßen,

Ach! vor lauter Lust und Wonne

Schmölz ich hin zu deinen Füßen.


Aber ach! Aus deinen Blicken

Wird ein Strahl herniederwettern,

Mich zerdrücken und zerknicken

Und zu Knochenmehl zerschmettern.
[98]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg 1959, S. 96-99.
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