Gern und gerner

[191] Der Gang war schwer, der Tag war rauh,

Kalt weht' es und stürmisch aus Norden;

Es trieft mein Haar vom Abendtau,

Fast wär ich müde geworden.


Laß blinken den roten, den süßen Wein:

Es mag der alte Zecher

Sich gerne sonnen im roten Schein,

Sich gerne wärmen am Becher;


Und gerner sich sonnen in trüber Stund

Am Klarblick deiner Augen,

Und gerner vom roten, vom süßen Mund

Durchwärmende Flammen saugen.


Reichst mir den Mund, mir den Pokal,

Mir Jugendlust des Lebens;

Laß tosen und toben die Stürme zumal,

Sie mühen um mich sich vergebens.
[191]

Quelle:
Adalbert von Chamisso: Sämtliche Werke. Band 1, München [1975], S. 191-192.
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