[227] Hast du es einmal schon verspürt –?
Ganz wunderseltsam wird's dich fassen,
Ziehst du zur Nacht, da sich kein Hauch mehr rührt,
Kein Menschenhall mehr auf den Gassen –
Vereinsamt deine Straße hin ...
Du bist bei dir ... und bist's auch nicht –
Wie Schatten flirrt's vor deinem Sinn ...
Und halbverhängt ist dein Gesicht ...
Was du gewesen, wird zur Gegenwart –
Noch einmal will sich alles geben ...
Du darfst bereu'n, versteh'n ... und deutest dir
Dein kleines Stück vom großen Leben ...
Du atmest tief und schwer ... und hebst den Blick –:
Zur Seiten steht, gleich unerfüllten Bitten,
Der Häuser schwarz Spalier ... die Fenster tot –[227]
Und sacht bist du vorbeigeschritten ...
Noch einmal dann ... und ganz von ungefähr ...
Hebt sich dein Auge –: das mag richtig sein –
Ja! dieses Haus war's, diese Fenster dort –
Und alles still. – Erst jetzt bist du allein. –
Erst jetzt – ganz recht! Und jetzt erst hältst du's fest –
Und wunderst dich, daß du's noch nicht gewußt –
Du gingst doch wahrlich oft genug vorbei –
Und fraglos, klaglos blieb dir Mund und Brust!
Und nun? Ob er noch lebt? – was sollt' er nicht!
Wo er wohl jetzt –? Ein trauriger Begehr!
Was geht dich der verschollene Fremdling an,
Der nun so lange schon dein Freund nicht mehr ...!
Er zog von dir. – Und jetzt bist du zu Haus.
Du denkst noch dies und das ... der Lampe gelber Schein
Bleicht durch den Raum ... du gähnst ... und gehst zu Bett ...
Du gähnst noch einmal ... lächelnd schläfst du ein ...