An Byron

[9] So großer Lord, der Sonne liebster Dichter,

Dich Byron, ehrten Menschen, liebten Feeen;

Gefeiter Jäger, Blicke auch von Rehen

Zerbrach dein Herz; du sterntest sie als Lichter.


Dein starkes Atmen trotzte warm dem Richter –

Im Heuchlerland – über entkrampften Ehen:

O glücklich warst du nie – bei Wonnewehen –

Entschminkte rasch dein Morgenstrahl Gesichter.


Dich feire ich, du bist ein Held geworden:

Mein Dichter, wo du bliebst, erfreut, verwöhnt,

Verläßt mich niemand, wird kein Freund mich morden.


Wer ehrte mein Gedicht, daß ers verhöhnt?

Doch weil' ich froh – verwitternd unter Horden,

Die du befreit hättest – auch fast verpönt.
[9]

Quelle:
Theodor Däubler: Attische Sonette, Leipzig 1924, S. 9-10.
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