Die Göttin im Garten

[49] Begegne der Göttin der Liebe im Garten!

Sie sei dir das sonniglich sorgsame Weib!

Sie wolkte vom Meere – verhüllt war der Leib –

Und trat zu den Pflanzen, die bang ihrer harrten.


Nun hegt sie uns treu, nach fremdhaften Arten:

Seid freudig und fromm, daß lang sie verbleib,

Die Feinde der Leute beim Dorfe vertreib,

Wir sollten sie morgens, im Taublau, erwarten!


Verehrt sie und haltet im Hühnerhof Tauben;

Auch Schildkröten liebt ihre Sachtheit im Grün;

Genügsamkeit lobt, wenn sich Büsche belauben!


O wüßtet ihr, wie sie euch hilft beim Bemühn,

So würden wir fürstliche Obstopfer klauben!

Sie bleibt uns ja nah, bis die Trauben erglühn.
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Quelle:
Theodor Däubler: Attische Sonette, Leipzig 1924, S. 49-50.
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