[76] Wenn die Gluten des Weines
Dein Antlitz röten,
Bleiche Madonna,
Dann flieh' meinen Augen.
Ich bete Dich an
Und liebe Dich grenzenlos, –
Aber nur mit todesblassen Wangen;
Doch zeigst Du Dich mir
Durchflutet vom Feuer
Des spanischen Weines,
Sanft erglühend,
So faßt mich die Lust,
Die schreiende Lust,
Dich zu küssen, zu küssen, zu küssen,
Und im Kuß zu erdrosseln; –
Denn Du mußt bleich sein,
Totenbleich.
Ruhbedürftig, liebesübersättigt,
Sinkt nach tobenden Genüssen
Dein gespensterblasser,[77]
Herrlicher Leib
Keuchend zurück.
Weit geöffnet, in schweren Atemzügen
Zittern die Nüstern,
Und im leisen Nachkrampf
Zerren sich die hochgeschürzten Lippen ...
Langsam steigt von Deinem tiefgelegnen
Onyxdunklen Auge
Deines Lides leichtumblauter,
Schwerer Schleier.
Liebesicher und hochmut-funkelnd
Glutet Dein Blick in meinem ...
Plötzlich, den hilflos-zornigen,
Liebezermarterten Leib
Machtvoll niederzwingend,
Wühlt sich der Wille zur Wollust
Nochmals stürmisch auf aus Deiner Seele,
Und herüber zu mir
Zischt Dein gewaltiges
Grauenhaft süßes:
»Her zu mir!«
Blaugrünes Ampellicht
Flutet in vollen Strömen,
Wie zitternder Weihrauchdampf,
Wie phosphorschimmernde Mondesgloriole[78]
Um Dein weit zurückgebogenes,
Geisterhaft herrliches Haupt;
Schreckhaft leuchten
Aus dem mattgetönten Antlitz
Deiner Augen
Bräunlich violette Ringe.
Düster glosend wie Granaten
Wühlen und drängen und bohren sich
Deine gewaltigen, bannenden
Flammensterne
Tief hinein ins Herz meines Herzens ...
Nein, ich kann nicht,
Kann nicht widerstehen
Diesem wortlos-heißen Wollen,
Dieser liebesirren Bitte –
Nimm mich hin!
Ineinander schlingen sich die Glieder ...
Aus Deinem hoch aufwogenden,
Wonnegepreßten Busen quillt
Ein seliges Seufzen und Stöhnen ...
Wieder wirft und biegt sich mein Leib
In markaussaugenden Krämpfen der Lust ...
Durch jede Nervenfaser bebt ein Sturm ...
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –[79]
Von Deinen blutig gebissenen Lippen bricht
Unheimliches Freudengeheul –
Weiter wütet die Liebesfeier.
– – – – – – – – – – – – – – –
Zerfetzte Kamelien
Im heliotrop-durchtränkten,
Blauschwarzen Haar;
Die strotzende Brust,
Dicht an die meine gebettet,
Mich umschlingend
Mit den kußgeröteten Armen,
Mit dem ganzen schlangengeschmeidigen Leib –
Also teilst Du mein Lager.
Agonie der Wollust,
Süß betäubende,
Hat Dir langsam
Deine fiebernden Sinne
Eingeschläfert,
Hat die hochgespannten,
Pressenden Muskeln
Leise gelöst.
Ruhig steigt Dein Atem
Auf und nieder
Und ein Lächeln,[80]
Eines glücklichen Kindes
Seliges Lächeln,
Streift verklärend,
Dämon verscheuchend
Über Dein Antlitz.
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