Intérieur

[31] Ein Intérieur von lichter Scharlachseide,

Ein wohldurchwärmtes, traulich-enges Heim.

Aus schlankgeformten Ständerlampen quillt,

Von buntgefärbten Abas-jours gedämpft, –

Ein rosig warmer Lichtstrom zitternd nieder.

Orangen und Narzissen hauchen träumend

Die duftig-schweren Blüthenseelen aus –

Und tiefes, tiefes Schweigen. – Hingelagert

Auf üppig weichen Eisbärfellen, ruht

Ein schlankes Weib, die Lippen halberbrochen,

Mit leicht-umblauten, müden Schwärmeraugen, –

Und träumt und träumt von seelenheißer Freude,

Von zügellosem Schwelgen, trunknem Rasen,

Von einem hochgepeitschten Taumelreigen

Der abgestumpften, wurzelwelken Nerven,

Von einem letzten, niegekannten Glück,

Von einer Wonne, die der Wonnen höchste

Und doch nicht Liebe heißt – und träumt und träumt.

Quelle:
Felix Dörmann: Sensationen, Wien 1897, S. 31-32.
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