H.S.

[51] Wenn Deiner Lieder dunkelwarme Laute

Wie Glockentöne weich ans Herz mir drangen,

Bis meiner Seele starre Hüllen sprangen

Und Thrän' auf Thräne trotzig niederthaute,


Und wie ich dann in wonnig-süßem Bangen,

In heiliger Scheu zu athmen kaum mich traute,

Nach Deinen Lippen sehnsuchtsvoll nur schaute

In unersättlich seligem Verlangen – –


O, wer vergäße jemals dieser, Tage,

Wo sich Natur und Kunst so schön verbunden,

Wo leis' und leiser klang die tiefe Klage,


Und milder schmerzten ewig-off'ne Wunden,

Wo sich gestählt mein Herz, das lebenszage,

Für neuer Kämpfe schicksalsschwere Stunden.

Quelle:
Felix Dörmann: Sensationen, Wien 1897, S. 51-52.
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Sensationen (German Edition)