Unterthänigste letzte Fleh-Schrifft an Seine Churfürstl. Durchl. meinen gnädigsten Churfürsten und Herrn

[261] Held, zu welches Herrschafft Füssen

Länder liegen, Ströme fliessen,

Die ich auch nicht zehle schier,

Welchen ehren und anbehten

Sampt den Dörffern und den Städten

Auch die wild- und zahmen Thier:


Von dem grossen Theil der Erden

Laß ein kleines Feld mir werden,

Welches mir ertheile Brod,

Nun die Krafft mir wird genommen

Und auff mich gedrungen kommen

Beydes Alter und der Tod.


Hat ein Pferd sich wol gehalten

Und zuletzt beginnt zu alten,

Und nicht mehr taug in die Schlacht,

Es muß fressen, biß es stirbet,

Ja kein alter Hund verdirbet,

Der uns trewlich hat bewacht.


Laß auch mich nur Futter kriegen,

Biß der Tod mich heisst erliegen,

Bin ich dessen anders wehrt,

Hab' ich mit berühmter Zungen

Deinem Haus' und Dir gesungen,

Was kein Rost der Zeit verzehrt.


Phöbus ist bey mir daheime,

Diese Kunst der Deutschen Reime

Lernet Preussen erst von mir,

Meine sind die ersten Seiten,

Zwar man sang vor meinen Zeiten,

Aber ohn Geschick und Zier.


Doch was ist hievon zu sagen?

Fürsten schencken nach Behagen,

Gnade treibet sie allein,

Nicht Verdienst, das Sie thun sollen,

Nein, Sie herrschen frey und wollen

Hie auch ungebunden seyn.


Thu, O Churfürst, nach Belieben.

Such' ich Huben zehnmal sieben?

Nein, auch zwantzig nicht einmal,

Andre mögen nach Begnügen

Auch mit tausend Ochsen pflügen,

Mir ist gnug ein grünes Thal,


Da ich Gott und Dich kan geigen,

Und von fern sehn auffwarts steigen

Meines armen Daches Rauch,

Wenn der Abend kömpt gegangen.

Sollt' ich aber nichts empfangen,

Wol, Herr, dieses gnügt mir auch.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937.
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