[498] Alles ist, O Gott, in dir
Überschwänglich, Weißheit, Leben,
Freude, Reichthumb, Macht und Zier,
Menschen Pracht daneben,
Ihr Verstand, Gewalt und Lust
Ist nur Wust,
Schaum und Schatten eben.
Wol der Seelen, welche dich
Einig für ihr Theil erwehlet,
Und im Glauben inniglich
Sich mit dir vermählet!
O was Gnüg erdenckt ein Sinn,
Was Gewinn,
So den Edlen fählet?
Weg, O Herrlichkeit der Welt!
Weint ihr König' aller Enden,
Die das Glück erhaben helt
Mit untreuen Händen,
Eure Hoheit ist ein Radt
Und ein Bladt,
Das sich leicht kan wenden.
Sie hat Gott das theure Gut,
Der giebt ihr sich zu erkennen
In der Liebe, daß ihr Muth
Gegen ihn muß brennen:
Denn in ihm besitzet Sie,
Was man je
Schönes möchte nennen.
Weder Furcht noch Sorge legt
Sich in ihrer Liebe Kertzen:
Denn sie seinetwegen trägt
Mit standhafftem Hertzen
Dürfftig, nackt, verachtet seyn,
Kranckheit-Pein,
Ja auch Todes-Schmertzen.
Denn sie weiß bey wem sie hält,
Und daß sie von ihm nicht Leyden,
Nicht Gewalt, noch Zeit, noch Welt
Ewig werde scheiden,
Und daß ihrer Trübsahl Lohn
Sey die Krohn
Aller ewgen Freuden.
Sünden-Pracht und Glückes-Schein
Tritt sie Himmlisch groß mit Füssen,
Ist an Lieb und Glauben rein,
Heilig am Gewissen,
Darumb Fried und Freud im Geist,
Allermeist
Sie bedienen müssen.
Herr wenn nimbst du mich von mir
Und erwehlst mich für den deinen,
Daß ich mag in heilger Zier,
Stets vor dir erscheinen
Und dich, O mein Eigenthumb,
Wiederumb
Halte für den meinen?
Meine krancke Seel ist matt
Und verkömbt gantz für Verlangen,
Allen Kummer, den sie hat
Ist nur dich zu fangen,
Und von Welt und Sünden loß,
Dir stets bloß
Brünstig anzuhangen.
Laß mein Hort ohn' unterlaß
Mich mit dir vereinigt leben,
Wirck in mir der Erden Haß,
Daß ich dir ergeben:
Keine Lust, darauf die Welt
Etwas helt,
In mir lasse schweben.
Daß ich hab' in Lieb' und Noht
Bloß an dir die höchste Freude,
Kranckheit, Blösse, Schmach und Todt
Gern' und willig leide,
Und ist denn mein Stündlein hier,
Gar zu dir
In mein Erbreich scheide.
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