Begräbnis-Lied

Bey des selig-verstorbenen Leichbegängnis Musicalisch gesungen

[51] Herr, du thust was dir gefellt:

Dein sind wir, vnd alles in der Welt.

Du lässest vns gebohren werden:

Vnsre Tage stehn bey dir,

Vnsern Geist raffst du von hier,

Vnd machest vns zu Staub vnd Erden.


Hieran hastu deine Lust,

Weisst auch wol, warumb du solches thust,

Kein Mensch thar dich zu rede stellen:

Keinen siehstu darumb an,

Keiner meistert dich vnd kan

Von dir ein böses Vrtheil fellen.


Ach wie vnbegreifflich ist,

Herr, dein thun? wird aller Menschen List

Auch deiner wege Spur erfahren?

Niemand geht mit dir zu Raht,

Was dein Sinn beschlossen hat

Darffst du, Gott, keinem offenbahren.


Du verstossest Höllen-ab,

Öffnest auch das finstre Todten-Grab:

Du zürnest vnd erbarmst dich wieder,

Hüllst dich wunderseltzam ein

In Gestürm, in Sonnen-Schein,

Erweckst dort Klag- hie Frewden-Lieder.


Dieß ist vns ein tieffes Meer,

Fällt vns außzugründen gar zu schwer.

Wir wollen deinen Sinn vmbschräncken,

Meinen, also soll' es gehn,

Wie wir Thoren es verstehn,

Du müssest thun, wie wir gedencken.


Herr, nimm diesen Irrthum hin!

Gieb, daß dir sich vnser Will vnd Sinn

Stets in Gedult mög' vntergeben,

Laß vns deinen Raht allein,

Weiser Gott, gefällig seyn,

Wir mögen sterben oder leben.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 51-52.
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