Bey dürrer Zeit

[488] Gott, unsre Zuflucht in der Noth

Von dem wir täglich Schutz und Brot

Gantz überflüßig heben,

Durch den die Welt

Sich unterhält

Mit Nahrung, Geist und Leben,


Wir haben wieder mißgethan,

Sieh aber uns barmherzig an

Und laß Dich Vater nennen,

Nicht deinen Muth

Wie diese Gluth

Des dürren Wetters brennen.


Dein Licht die Sonne scheint so heiß,

Daß niemand sich zu bergen weis,

Wald, Städte, Gärten, Saaten,

Gebürg und Thal

Muß nicht ohn Qual

An ihrem Feuer braten.


Wie kläglich steht doch Graß und Laub

Es kriegt für Regen dicken Staub,

Die Wiesen sind versenget

Weil ihre Zier

So lang von Dir

Nicht worden ist besprenget.


Die wilden und die zahmen Thier

Und sonderlich dein Erbtheil, wir

Sind jämmerlich verkommen.

Es wird uns Kraft

Und aller Saft

Durch Durst und Schweiß genommen.


Für großer Dürr und Schmachtigkeit

Ist in dem Trank kein Unterscheid,

Es muß den Durst uns wehren

Was irgend kann

Und wüßte man

Die Ström auch auszuleeren.


Wie wird der großen Hitze Pein

So mancher Krankheit Ursach seyn?

Was Theurung wird man klagen

Wird Dein Gericht

O Vater! nicht

Erbarmen mit uns tragen.


Schleuß den verschloßnen Himmel auf

Treib Wolcken über uns zu Hauff

Die sanften Regen bringen

Und dannenher

Auch die Beschwehr

Der großen Hitze zwingen.
[488]

Schau aller Heiden Götzen an,

Wer ist der Regen geben kann?

Das Heer der Fluth und Flammen

Hört dein Geheiß

Und tritt mit Fleiß

In deinen Dienst zusammen.


Du hast uns vormals zugesagt

Wenn dürre Zeit und Brand uns plagt,

Wir aber vor dir flehen

Und Buße thun,

Wie eben nun

Uns gnädig anzusehen.


So komm nun deiner Zusag nach,

Verfolgst Du aber noch mit Rach

An uns die bösen Thaten,

So sitzt Dein Sohn

Auf Deinem Tron

Der unsrer Noth gerathen.


Erhör doch ihn nur, dessen Bitt

Uns Herz- und Brüderlich vertritt,

So sollen unsre Weisen,

Dich wahrer Gott

Herr Zebaoth

Aus gantzen Hertzen preisen.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 488-489.
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