Frewdiges Sterb-Lied

Sey getrost, O meine Seele,

Vnd bestreite ritterlich

Dieses schwachen Leibes Höle,

Die Erlösung nahet sich,

Da du aller Angst vnd Pein

Selig wirft entbunden seyn.


Christus selbst wird für dich kämpfen.

Er, der rechte Sieges-Held,

Lehrt vns alle Feinde dämpffen,

Die Er selber hat gefällt,

Als Er mit dem Tode rangk,

Vnd der Höllen Reich bezwangk.


O wie werd' ich dort empfangen

So gewünschten Sieges-Lohn,

Mein verklährtes Haupt wird prangen

Mit der rechten Ehren-Krohn',

Alle Schwachheit vnd Verdruß

Wird seyn vnter meinem Fuß.


Wessen ich mich stets befliessen,

Meines Hertzens gute Sach'

Vnd mein vnbefleckt Gewissen

Folgen vngeseumt mir nach,

Also bald mein freyer Geist

Auß dem Cörper ist gereist.


Vnterdessen wil ich leiden

Was mein GOTT mir aufferlegt,

Seine Hand küss' ich bescheiden,

Die mich väterlich jetzt schlägt,

Seinen Zorn ertrag' ich still,

Lass' Ihn schaffen was Er wil.


Er wird mich von allem Bösen,

Es sey Sünde, Todt vnd Zeit

Selig noch zuletzt erlösen

Zu dem Reich der Herrligkeit,

Das Er vns nach dieser Welt

In dem Himmel vor-behält.


Ihm sey Ehr' vnd Danck gegeben,

Ihn erheb' ich, wie ich weis,

Beydes in vnd nach dem Leben,

Ihm allein sol Lob vnd Preiß

Gar von Ewigkeit her seyn

Bis in Ewigkeit hinein.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 182-183,187.
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