Hertzliches Dank- und Betlied gerichtet zu Gott dem Allmächtigen, wegen der Newerbaweten Kirchen auff Churf. alten Freyheit Sackheim in Königsberg, Vnter der Persohn Des Ehrwürdigen, Achtbarn vnd Wolgelarten Herrn M. Georg Newschillings,

Dieners am Göttlichen Wort daselbst, als welcher vmb selbige Newe Kirche, der er sich mit grosser Sorgfältigkeit angenommen, höchst verdient gemacht hat, Von Simon Dachen auff die gewöhnliche Melodey: Aus meines Hertzen Grunde etc. zu singen geschrieben

1649. 22. Augstmonats.


Wir armen Leute meinen,

Das Hauß, dem Gott sich trawt,

Besteh' aus Holtz vnd Steinen

Durch Menschen Hand gebawt?

Es werd' es der beziehn,

Des Hauß sind Licht vnd Flammen;

Die Himmel allzusammen

Sind viel zu klein vor Ihn.
[292]

Ein Hertz, das sich von Sünden

Gesaubert jederzeit,

Das Glaub vnd Lieb entzünden

In Zucht vnd Frömmigkeit,

Ist seine liebste Rhu,

Hie wil Er einig schweben,

Hie sagt Er Heyl vnd Leben

Vnd allen Segen zu.


War ist es, Herr, es fassen

Dich alle Himmel nicht,

Ein Hertz, so Dir gelassen

Vnd seinen Willen bricht,

Ist dein Gemach allein:

Laß aber Dich gewinnen,

Die Einfalt vnsrer Sinnen

Dir wolgefällig seyn.


Wir haben deinem Nahmen,

Der über alles geht,

Für vns vnd vnsern Samen

Dieß Gottes-Hauß erhöht,

Damit dein grosser Ruhm

Allhie gepredigt werde,

Daß Himmel, See vnd Erde,

Sey, Herr, dein Eigenthum.


Hie wird man fleißig mercken

Die seelig' Himmels-Bahn,

Hie singen von den Wercken,

Die Du bey vns gethan,

Hie wegen seiner Schuld

Sich kräncken im Gemühte,

Vnd flehen deiner Güte

Vmb Langmuht vnd Gedult.


Du hast vns Ruh verliehen

Von Kriegen vnd Beschwer,

Drumb sind wir so gedyen,

Vnd worden dieses Heer.

Die vor vnfruchtbahr war

Ist Mutter nun erkohren,

Vnd hat erfrewt gebohren

Dir diese grosse Schaar.


Wie aus dem Morgen-Glantze

Der kühle Feld-thaw rührt,

So häuffig wird die Pflantze

Der Kinder auch gespürt,

Das Land versorget kaum

So eine schöne Mänge,

Man schreyet für gedränge

Nach einem weitern Raum.


Den hastu vns aus Gnaden

An diesem Ort' ertheilt,

Vns grosser Angst entladen,

Die offt vns übereilt.

Gedenck der schweren Last,

Der Noht, so wir erlitten,

Da Du für vns gestritten,

Für vns gehadert hast.


Wolt' hie sich etwas sperren,

Du hast jhm starck gewehrt,

Des Fürsten vnd der Herren

Gemüht vns zugekehrt,

Wir wahren gantz verzagt,

Du halffst vns in dem Wercke,

Als wir auff deine Stärcke

Es frewdig hin gewagt.


Nun steht das Hauß erbawet

Ohn allen Pracht vnd Schein,

Schlecht, dürfftig, vnd vertrawet

Doch deiner Hut allein,

Schlägst du es nur nicht aus,

Trägst du nur her verlangen,

So wird es können prangen

Als Salomonis Hauß.


Diß ist warumb wir flehen,

Du wollest immerdar

Zu dieser Stähte sehen,

Sie schützen vor Gefahr,

Erwehl, O Vater, Dir

Sie ewig deinen Ehren,

Laß sie sich stündlich mehren

An heilig-hoher Zier.
[293]

Die deinen Dienst hie treiben,

Denselben gib Verstand,

Daß sie am Worte bleiben

Vnd hassen Menschen Tand,

Auch dir ohn Heucheley

Mit Lehr vnd Leben dienen,

Das keiner vnter Ihnen

Ein blinder Leiter sey.


Warumb man hie wird behten,

Was vns betrüben kan,

Darumb wir vor dich treten,

In diesem sieh vns an,

Laß vnsre Bitte vor

Vns ihrer zu gewehren,

Vnd niemals wolstu kehren

Von vns dein Vater-Ohr.


Wenn Missethat vns kräncket,

Krieg, Thewrung, böse Lufft,

Vns zu verwüsten dencket,

Vnd man hie zu dir rufft,

Dir seine Schuld bekennt,

So sey, O Herr, vns gnädig,

Vnd mach vns dessen ledig

Warumb dein Eifer brennt.


Erhör vns, Gott, wir wissen

Von tausent Ochsen Blut

Vor dir nicht zu vergiessen,

Nimm vnser Hertz vor gut:

Ein Sinn, der Andacht hält,

Ist mehr bey Dir geachtet,

Als würden abgeschlachtet

Die Heerden aller Welt.


Vnd hast Du Dein Behagen,

An Opffer, Blut vnd Noht,

So bringen wir getragen

Selbst deines Sohnes Tod,

Den vnsre Sünd' erwürgt,

Dich wider vns zu stillen,

Er hat auch selbst mit willen

Vns also loß gebürgt.


Von Dessen Blut vnd Schmertzen

Fließ' allzeit dieses Hauß,

Für allen vnsre Hertzen

Die sauber so Dir aus

Vnd kehr bey ihnen ein:

Dann wird es vns gelingen,

Wann wir für allen Dingen

Dein reiner Tempel seyn.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 280-281,292-294.
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