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1649. 22. Augstmonats.
Wir armen Leute meinen,
Das Hauß, dem Gott sich trawt,
Besteh' aus Holtz vnd Steinen
Durch Menschen Hand gebawt?
Es werd' es der beziehn,
Des Hauß sind Licht vnd Flammen;
Die Himmel allzusammen
Sind viel zu klein vor Ihn.
[292]
Ein Hertz, das sich von Sünden
Gesaubert jederzeit,
Das Glaub vnd Lieb entzünden
In Zucht vnd Frömmigkeit,
Ist seine liebste Rhu,
Hie wil Er einig schweben,
Hie sagt Er Heyl vnd Leben
Vnd allen Segen zu.
War ist es, Herr, es fassen
Dich alle Himmel nicht,
Ein Hertz, so Dir gelassen
Vnd seinen Willen bricht,
Ist dein Gemach allein:
Laß aber Dich gewinnen,
Die Einfalt vnsrer Sinnen
Dir wolgefällig seyn.
Wir haben deinem Nahmen,
Der über alles geht,
Für vns vnd vnsern Samen
Dieß Gottes-Hauß erhöht,
Damit dein grosser Ruhm
Allhie gepredigt werde,
Daß Himmel, See vnd Erde,
Sey, Herr, dein Eigenthum.
Hie wird man fleißig mercken
Die seelig' Himmels-Bahn,
Hie singen von den Wercken,
Die Du bey vns gethan,
Hie wegen seiner Schuld
Sich kräncken im Gemühte,
Vnd flehen deiner Güte
Vmb Langmuht vnd Gedult.
Du hast vns Ruh verliehen
Von Kriegen vnd Beschwer,
Drumb sind wir so gedyen,
Vnd worden dieses Heer.
Die vor vnfruchtbahr war
Ist Mutter nun erkohren,
Vnd hat erfrewt gebohren
Dir diese grosse Schaar.
Wie aus dem Morgen-Glantze
Der kühle Feld-thaw rührt,
So häuffig wird die Pflantze
Der Kinder auch gespürt,
Das Land versorget kaum
So eine schöne Mänge,
Man schreyet für gedränge
Nach einem weitern Raum.
Den hastu vns aus Gnaden
An diesem Ort' ertheilt,
Vns grosser Angst entladen,
Die offt vns übereilt.
Gedenck der schweren Last,
Der Noht, so wir erlitten,
Da Du für vns gestritten,
Für vns gehadert hast.
Wolt' hie sich etwas sperren,
Du hast jhm starck gewehrt,
Des Fürsten vnd der Herren
Gemüht vns zugekehrt,
Wir wahren gantz verzagt,
Du halffst vns in dem Wercke,
Als wir auff deine Stärcke
Es frewdig hin gewagt.
Nun steht das Hauß erbawet
Ohn allen Pracht vnd Schein,
Schlecht, dürfftig, vnd vertrawet
Doch deiner Hut allein,
Schlägst du es nur nicht aus,
Trägst du nur her verlangen,
So wird es können prangen
Als Salomonis Hauß.
Diß ist warumb wir flehen,
Du wollest immerdar
Zu dieser Stähte sehen,
Sie schützen vor Gefahr,
Erwehl, O Vater, Dir
Sie ewig deinen Ehren,
Laß sie sich stündlich mehren
An heilig-hoher Zier.
[293]
Die deinen Dienst hie treiben,
Denselben gib Verstand,
Daß sie am Worte bleiben
Vnd hassen Menschen Tand,
Auch dir ohn Heucheley
Mit Lehr vnd Leben dienen,
Das keiner vnter Ihnen
Ein blinder Leiter sey.
Warumb man hie wird behten,
Was vns betrüben kan,
Darumb wir vor dich treten,
In diesem sieh vns an,
Laß vnsre Bitte vor
Vns ihrer zu gewehren,
Vnd niemals wolstu kehren
Von vns dein Vater-Ohr.
Wenn Missethat vns kräncket,
Krieg, Thewrung, böse Lufft,
Vns zu verwüsten dencket,
Vnd man hie zu dir rufft,
Dir seine Schuld bekennt,
So sey, O Herr, vns gnädig,
Vnd mach vns dessen ledig
Warumb dein Eifer brennt.
Erhör vns, Gott, wir wissen
Von tausent Ochsen Blut
Vor dir nicht zu vergiessen,
Nimm vnser Hertz vor gut:
Ein Sinn, der Andacht hält,
Ist mehr bey Dir geachtet,
Als würden abgeschlachtet
Die Heerden aller Welt.
Vnd hast Du Dein Behagen,
An Opffer, Blut vnd Noht,
So bringen wir getragen
Selbst deines Sohnes Tod,
Den vnsre Sünd' erwürgt,
Dich wider vns zu stillen,
Er hat auch selbst mit willen
Vns also loß gebürgt.
Von Dessen Blut vnd Schmertzen
Fließ' allzeit dieses Hauß,
Für allen vnsre Hertzen
Die sauber so Dir aus
Vnd kehr bey ihnen ein:
Dann wird es vns gelingen,
Wann wir für allen Dingen
Dein reiner Tempel seyn.
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